Praesidialberater fuer Klaus Johannis: Fragwuerdiger Kandidat Nr. 3 aufgetaucht
Und weiter dreht sich das Personalkarussel in Bukarest. Nach Dan Mihalache und Andrei Dan Muraru bot sich unlaengst der ehemalige Kurzzeit-Ministerpraesident Mihai Razvan Ungureanu (‘Kuenstlername’ MRU) als Chefberater an. Was den jungen, dynamischen Politiker auszeichnet und fuer den Posten geeignet erscheinen laesst:
1. Er ist jung und dynamisch, aber das sagte ich bereits
2. Er hat Erfahrung in hoechsten Staatsaemtern (2012)
3. Er war Chef des Auslandsgeheimdienstes (Trumpf!) und Aussenminister (ab 2004)
4. Er ist scheinbar genuin auf Westkurs getrimmt
5. Er hat als Historiker wiederholt im Ausland studiert und geforscht
6. Er haelt die dakoromanische Kontinuitaetsthese fuer blanken Unsinn, selbst wenn er zoegert, das ofiziell laut zu sagen
7. Ein guter Freund von mir ist ein guter Freund von ihm
Was ihn weniger geeignet macht:
1. Er haelt/hielt Schiefergasfoerderung in RO fuer gut, wuenschenswert, notwendig und im gegenwaertigen Ukrainekontext fuer eine patriotische Grosstat
2. Er findet/fand den Gold- und Silberabbau auf Cyanidbasis in Rosia Montana sowie die Verscherbelung der Kupferminen von Rosia Poieni (gleich hinterm Berg bei Rosia Montana) fuer gut, wuenschenswert, notwendig und im gegenwaertigen wirtschaftlichen Krisenkontext fuer eine patriotische Grosstat
3. Er liebt teure Parfums und Getraenke und Kaviar und Nagelpflegesets, v.a. wenn er sie auf Staatsprotokollkosten erwerben kann.
4. Er war vor 1989 einige Jahre in den Fuehrungsgremien der Kommunistischen Jugendorganisation UTC
Seine RM- und Schiefergaspolitik 2012 war der Ausloeser der damaligen Winterproteste in Bukarest gewesen, die zur Abloesung der Mitterechts-Regierung unter Emil Boc fuehrte und ueber die anschliessende Regierungsuebernahme seitens der PSD+PNL(=USL)-Seilschaft unter Victor Ponta, gefolgt vom Sommerputsch 2012 und Pontas 180-Grad-Schwenk in Sachen RM und Schiefergas (vom heftigen Gegner zum offenen Befuerworter) muendete schliesslich in die Wutbuergerproteste von 2013 und die Protestwahl von 2014 zugunsten von Klaus Johannis.
Anders gesagt: Der Buergerprotest gegen MRU hat KJ einige Jahre spaeter mit ins Praesidentenamt befoerdert. Und nun will MRU scheinbar seinen ‘gerechten’ Lohn in Form eines Beraterpoestchens abholen… 😉 Leicht grotesk diese Gemengelage, oder?
Die Rosia-Montana-Protestler hatten MRU schon 2012 zur Zielscheibe ihres Hohns (siehe Plakat) gemacht – und reagierten auch jetzt prompt durch ihre bekanntestes Sprachrohr, den inzwischen wohlbekannten Klausenburger Journalisten und Blogger Mihai Gotiu. Dieser riet KJ heute davon ab, MRU den begehrten Posten zu uebergeben. Schauen wir mal, wie sich unser Buergerkoenig entscheiden wird.
Mir faellt gerade wieder auf, wie duenn oder fast inexistent die Personaldecke fuer Staatsaemter in Rumaenien ist! Es zeigt sich immer deutlicjher, dass die Parteien kaum noch glaubwuerdige und unverbrauchte Personen anzubieten haben – und alles was nicht parteigebunden ist, wird aus Sicht der Machtoligopolisten der PSD, PNL, PDL, UDMR usw. scheinbar gar nicht fuer wuerdig befunden, eine politisches Staatssamt angeboten zu bekommen.
“Landesverrat ist Gold wert!” Protestplakat gegen MRU, vermutlich von 2012. Quelle: MindBomb
“Pleacă-ai nostri, vin ai nostri!
E sloganul cunoscut;
Iarăsi am votat ca prostii,
Si cu asta ce-am făcut?”
Die Wähler werden früher oder später feststellen müssen, dass dieses (Protest-)Wahlergebnis, zumindest kurzfristig, kaum etwas ändern wird.
Stimmt Reinhardt !
Es müssen mehr Protest-Wahlergebnisse her .