Balkanreise durch die Bibliothek. (Eindruecke aus Wien)
Nach dem Tagungswochenende in Budapest bin ich seit vorgestern in Wien, um mir einen ersten Eindruck von der hier untergebrachten, noch etwas improvisierten Albanienbibliothek zu machen. Diese ist im Institut fuer osteuropaeische Geschichte der Universitaet Wien untergebracht.
Von dort wurde ich umgehend an die sehr gut dotierte Fachbibliothek fuer Osteuropa weitergeleitet, wo ich mich vornehmlich durch die Buecheregale wuehlte. Aus dem Magazinbestand erhielt ich ausserdem noch einige seltenen bis exotischen Titel. Mein groesster ‘Fang’ ist zweifelsohne das in Rumaenien wohl am staerksten tabuisierte Buch, Robert Roesler “Romaenische Studien”. Genau jenes, das schon 1871 die dakoromanische Kontinuitaetsthese ins Reich der Phantasie und des politisch induzierten Fanatismus (sic!) verweist…
Weitere Entdeckungen sind geopolitische, militaerische Analysen Suedosteuropas Anfang des 20. Jhs., eine volkskundlich-linguistische Darstellung der Olympos-Wlachen von cca. 1880, Studien zur Toponymie der Regionen noerdlich des Schwarzen Meeres usw. Da ich diese Werke fleissigst bollstaendig abfotografiert habe, gibt es hier demnaechst wieder spannende Ausfluege in die Weiten des Ostens, die sich trotz zeitlicher oder raeumlicher Entfernung fuer Viele von uns als relevant und interessant erweisen…
Als Gesamteindruck wuerde ich schon mal vorausschicken, dass die (gesamtgesellschaftlich kaum bekannte) Fachliteratur zu Suedosteuropa die bisher herrschenden nationalen Selbstbilder nicht nur revidiert, sondern sie oft in ihren Grundfesten erschuettert…. Ethnien, Identitaeten und Staaten sind gar nicht so uralt, in sich kompakt und infolge historisch logischer, zielgerichteter Prozesse entstanden, wie sie gern vorgeben, sondern eher temporaere Humanlandschaften, in staendigem Werden und Vergehen begriffen. Und dadutch wieder etwas sehr Lebendiges…
Bis bald also mit spannenden Geschichten ueber die Geschichte!
“Ethnien, Identitaeten und Staaten sind gar nicht so uralt, in sich kompakt und infolge historisch logischer, zielgerichteter Prozesse entstanden, wie sie gern vorgeben, sondern eher temporaere Humanlandschaften, in staendigem Werden und Vergehen begriffen. Und dadutch wieder etwas sehr Lebendiges…
Sic das aktuelle Beispiel Rumänien, wo in etwa die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung bereits ins Ausland “geflüchtet”/”abgewandert”/etc., jedenfalls nicht mehr als Sozialvericherungsbeitragszahler im Land vorhanden ist.
Interpoliert man diese aus dakozentristischer Position gruselige Situation linear, dann kann man leicht einen “Endpunkt” erkennen. Ob es wirklich so kommen wird, dass das glorreiche Werbestum tatsächlich total den Bach runtergegangen sein wird, das weiß derzeit niemand. Das Geschmeiß, das im Auftrage der aktuellen Rumänien unter der Knute haltenden Dominanz diese Entwicklung letztlich zu verantworten haben sollte, ist allerdings das Allerletzte wogegen selbst das dakobolschewistische Geschmeiß von Gnaden derer, die den letzten Weltkrieg in Moskau ausgesessen haben, noch relativ “edel” war …
Das Allergruseligste: Es ist absolut nichts auch nur ansatzweise Konstruktives erkennbar!