“Antirumänische” Ketzereien eines Rumänen (I.) Protochronisten aller Länder, vereinigt euch!

Hier einige Ausschnitte aus Artikeln und FB-Postings des Forschers, Journalisten und Dokumentarfilmemachers Dan Alexe zu diversen Themen, die auch in Rumaenien gerne als kollektives Rauschmittel genutzt wurden/werden. [Uebersetzt mit freundlicher Genehmigung des Autors.] Heute:

Protochronismus, die Krankheit kleiner Voelker

Schliesslich und endlich wurde nicht einmal der Protochronismus von den Rumaenen erfunden. Es ist die ‘klebrige’ Krankheit kleiner und verunsicherter Voelker, wo sich Menschen fragwuerdiger geschichtswissenschaftlicher und lingvistischer Bildung zusammenschliessen, um dem eigenen Volksstamm eine vergangene Groesse geradezu kosmischer Dimension zu ‘basteln’. Rumaenen, Albaner, Bulgaren, Mazedonier, Georgier, Tschetschenen, Esten [Serben, Ungarn… – Ergaenzung H.H.]… Ich habe eine ganze Bibliothek krankhafter Versuche zusammengetragen, die Weltgeschichte aus Sicht einer adamsgleichen Ursprungsnation umzuschreiben.

Obzwar in verschiedensten Sprachen verfasst, sehen diese Buecher einander zum Verwechseln aehnlich. Es handelt sich um eine Besessenheit mit repetitivem Charakter. Egal ob Albaner, Rumaenen oder Tschetschenen, die Protochronisten beanspruchen allesamt eine pelasgische, etruskische oder hethitische Abstammung. Sie alle haben (angeblich) Rom und Babylon gegruendet – und im Extremfall betrachten sie ihre Sprache als die Ursprache der Menschheit. Jedoch: Keiner von ihnen hat eine Ausbildung als Lingvist.

Im weiteren eine Auflistung einiger Werke – was fuer die spaetere psychiatrische Auswertung von Interesse sein koennte.
1. Mathieu Aref (Albaner): Albanie (Histoire et Langue) ou l‘Incroyable Odyssée d‘un peuple préhellénique (Mnémosyne 2003). Es handelt sich um eine Art modernen albanischen Densusianu, fuer den Albanisch eine Abwandlung des Pelasgischen darstellt (was auch einige rumaenische Dakopathen fuer das eigene Volk beanspruchen, unbeeindruckt von der Tatsache, dass die Bezeichnung Pelasgier nur mythologisch belegt ist.) “Unsere Vorfahren, die Pelasgen”, schreibt der Albaner, “haben das Mittelmeer vom Baskenland [dachte, das liegt am Atlantik! – H.H.] bis zum Kaukasus [sic!] besiedelt. Die Etrusker, Thraker und Trojaner waren ihre Nachfahren und die griechische Mythologie geht auf sie [die Pelasgier] zurueck.”
Die rumaenischen Dakopathen sollten also vorsichtig sein! – die albanischen Thrakopathen sind dabei, ihnen die Etrusker, Trojaner und Thraker wegzuklauen!

2. Der pseudowissenschaftliche estnische Psychopath [sic!] Edgar Saks (heute verstorben) hat 1966 in Montreal eine beeindruckende Summa unter dem Namen Esto-Europa: A treatise on the Finno-Ugric primary civilization in Europe (Studies in Ur-European history) veroeffentlicht. Sie werden es schon erraten haben: Die Etrusker und Trojaner waren Esten – und selbst die Daker!, leitet doch der gute Mann die Herkunft des Namens Ister [Donau] aus dem Estnischen ab!

3. Die Georgier nennen eine ganze protochronistische Schule ihr eigen, deren herausragender Vertreter der verstorbene Praesident Zviad Gamsahurdia war. Mehr ueber ihn hier: Goldzaehne und parfuemierte Pather/Dinți de aur și pantere parfumate: în spatele unui scoop.

4. Schliesslich die Tschetschenen… Bei ihnen stellt der Protochronismus eine nationale Ideologie dar. Ausser den Etruskern, Hethitern und Trojanern beanspruchen die Tschetschenen auch das Heilige Land (so wie aus Sicht der Extrem-Dakopathen die Daker nach Palaestina und Jordanien gelangt sein sollen, so dass Jesus sehr wohl Daker [wahlweise auch Ungar – H.H.] gewesen sein koennte – erst recht, wenn ein Stueck weiter [oestlich] die Heroen der Ramayana und des Mahabharata eh’ Daker waren!…) Hier als Lektuerempfehlung das Buch des tschetschenischen Magnaten S. H. Nunuev / С. Х. Нунуев: Нахи и Священная История (Iaroslav, 1998) – woraus wir erfahren, dass nicht nur den biblischen Schriften, sondern auch denen des Koran Lehren von Tschetschenen in tschetschenischer Sprache zugrundeliegen, aus der schliesslich auch Etruskisch, Hethitisch usw. hervorgingen.

Diesen zutiefst gestoerten Personen [sic!] fehlt es an elementarsten sprachwissenschaftlichen und geschichtswissenschaftlichen Kenntnissen, so dass sie keinen Widerspruch in der Vergleichung von genetisch, strukturell und typologisch so unterschiedlichen lebendigen oder auch toten Sprachen sehen.
Ach ja, und alle haben sie die Pyramiden erbaut – wahrscheinlich zusammen.

Mehr ueber Dakopathie hier: Dacia Metaistorică – argumentele unui om întreg la minte în folosul victimelor dacopaților…

sfinx1

[Anmerkung H.H.: Warum ein Bild von der ‘Sphynx’ auf dem Bucegi-Plateau in Rumaenien? Die ‘Dakopathen’ behaupten gerne, sie haetten klare Beweise dafuer, sie sei eine Schoepfung von Menschhand zu kultischen Zwecken…] Quelle

Hmm… Mich ueberfaellt gerade der Gedanke, dass die Sb.-Sachsen auch gerne so manchen Erstmaligkeitsrekord fuer sich beanspruchen – z.B. die erste Schulpflicht in Europa, die erste Pseudodemokratie in Europa, das erste Sachsentreffen in Europa usw.

Posted by at 19/12/2012
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One Response to “Antirumänische” Ketzereien eines Rumänen (I.) Protochronisten aller Länder, vereinigt euch!

  1. Alexander Eickoff says:

    Wer also ueber keine beeindruckenden Zeugnisse aus der Vergangenheit verfuegt, klaubt sich welche zusammen und bastelt eine schoe, moeglichst heroische, mindestens aber globale Geschichte dazu.

    Letztendlich der Ausweis von Minderwertigkeitskomplexen, denn nicht was war macht ein Volk gross, was ist tut es.

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