“Wohnblock, XX. Jahrhundert.” Denkmalschutz mal anders denken
Ein kreativer Zeitgenosse (Mircea Nicolae) aus unserer Haupt- und Hermannstadt namens Sibiu stoerte sich an den allgegenwaertigen, redundanten, schrottig-haesslichen Denkmalschildern in der Altstadt (laut Denkmalschuztgesetz duerften so haessliche Dinger gar nicht angebracht werden und die Denkmalschuetzer muessten sich dafuer selbst bestrafen!). Der Mann dachte sich eins und schritt alsbald zur Tat: Eine Freundin designte und feritgte ihm ein originalgetreu gefaktes Denkmalschild – jedoch statt der Aufschrift “Wohnhaus 16. Jh.” steht nun “Bloc / Wohnblock sec. XX.” drauf.
Selbiges Teil klebte er mit Kleber (womit denn sonst?) an einen der vielen sozialistischen Wohnkaesten in einem der vielen (ex)proletarischen Neusiedler-Reviere Hermannstadts. Soviel. Das ist witzig und obendrein auch gescheit gedacht, weitet es doch den Blick fuer beachtens- und schuetzenswerte Geabaeude auch auf die allgegenwaertigen, stadtbildvergewaltigenden Trivial- und Massenbauten, die einst als kaempferischer Ueberwindungsversuch der Geschichte antraten, um nun selbst ein Stueck Geschichte geworden zu sein. Oder sowas…
Als naechste Entwicklungsstufe des subversiven Denkmalschutzes muessten nun folgerichtig die Monumente der Subsistenz- und Improvisationsarchitektur der Nachwendezeit drankommen: aufgelassene Marktbuden der fruehen 90er, optimistisch himmelstuermende Villen mit dreieinhalb Stockwerken in rosa um das Jahr 2000, mutige Umbauten/Umnutzungen von Altbauten zwecks Einrichtung einer neuen Dorfkneipe um das Jahr 2011 usw.
Oben: Das Bild- und Infomaterial stammen von www.mircea-nicolae.blogspot.ro. Der Hiweis dazu von Isolde. 🙂
Unten: Vorschlaege fuer weitere denkmalsgeschuetzte Objekte (Quelle: www.cashidelucs.wordpress.com)
Das etwas gewöhnungsbedürftig intensivrosa gefärbelte Haus, das hier abgebildet ist, ordnete ich dem Kubismus zu. Auch die Proportionen stimmen meiner bescheidenen Ansicht nach so ziemlich.
Bauten solchen Stils kann man z.B. im kubistischen (auch tschechischen) Viertel von Ungstadt, der Stadt am Ungfluss in Transkarpatien, vorfinden. Dieses kubistische Viertel hat Weltruf …
Ähnliche Bauwerke wurden u.a. im “Roten Wien” der Zwischenkriegszeit errichtet.
Derartige Bauwerke begehren ihre “Ästhetik” aus der Funktionalität abzuleiten. Ist – wie fast alles in der Kunst – reine Geschmackssache. Worüber sich bekanntlich kaum streiten lässt! Jedenfalls ist der Kubismus eine weltweit anerkannte Stilrichtung. Hat das wer in H-Stadt nicht mitbekommen? 🙂
Warum das gerade in Herrmannstadt häßlich sein sollte ist aus dem Artikel nicht zu erschließen!
das rosane haus steht nicht in hermannstadt und ich ordne es eher dem postsozialistischen spaeten improvisationskitschismus zu, worauf auch der fuer ein wohnhaus uninspirierte und stadtplanerisch wahrscheinlich illegale standort in industriellem ambiente hindeutet. also nix kubismus, nix kunst.
aha, wenn einem was gefällt und der das grad nicht dort hinstellt wo sich Leute, die sich einbilden es besser zu wissen, “erlauben”, dann ist es “Kitsch”, auch wenn es anderswo “Kunst” wäre ….
Was soll denn Blokk auf ungarisch sein? Auch wenn in Siebenbürgen sich viele Ungarn, die ihre Muttersprache schlampig sprechen (punga, borcan, plic, usw. fallen mir noch ein, leider höre ich immer mehr solcher überflüssiger Übernahmen, da bei allen der Begriff schon im Ungarischen vorhanden ist) tatsächlich dieses Lehnwortes bedienen, richtig heißt es noch immer Tömbház.