Transylvanisches Tagebuch: Offene Briefe, künstliche Hüftgelenke, argentinisches Wiedersehen, szeklerische Holzmafia
Donnerstag, 20. 11. 2014: Schreiben mit Elena einen Offenen Brief an Johannis, in dem wir ihn darauf hinweisen, daß sein Wahlprogramm trotz einiger wohlmeinender Hinweise auf die Wichtigkeit des Umweltschutzes ein reales Verständnis eben dieser Wichtigkeit vermissen läßt. Da sich die Testleser des Offenen Briefes uninteressiert zeigen, lassen wir die Idee (vorläufig) fallen.
Freitag, 21. 11. Fahre von Karlsburg nach Fogarasch. Bereden mit den beiden Vereinskollegen Interna von Neuer Weg; unter anderem auch, daß wir die Uni Hermannstadt verklagen sollten, weil sie uns die Herausgabe relevanter Unterlagen zum Plagiatsfall Fabritius verweigert hat. Die bahaupteten allen Ernstes, die (veröffentlichte) Dissertation sei nicht von öffentlichem Interesse, sondern gehöre zu den privaten Daten und falle daher nicht unter das Informationsfreiheitsgesetz. Panikreaktion seitens der Uni?
Samstag, 22. 11. Geburtstagfeier bei meiner Tante in Schäßburg. Sie braucht ein neues künstliches Hüftgelenk. (Das alte künstliche ist scheinbar schon kaputt…) Überhaupt sind künstliche Hüftgelenke seit Neuestem ein Leitmotiv in unserer Familie…
Sonntag, 23. 11. Verplempere den Tag online, obwohl das Netz wenig wirklich Neues und Spannendes (auch nicht zum Thema Johannis) liefert. Alles ziemlich ausgelutscht. Das wahre Leben spielt sich genauso wie die richtige Politik offline ab.
Montag, 24. 11. Auf Druck von Journalistenkollegen raffe ich mich auf und fahre endlich, wie schon länger geplant, erneut ins Szeklerland auf Recherche zum Thema Holzmafia. Nehme Juan Villarino und seine Freundin Laura mit. Sie sind beide Profiweltreisende aus Argentinien. Kenne Juan schon seit 2005 aus Schäßburg; freue mich ihn wiederzusehen.
Dienstag, 25. 11. Unterwegs im Raum Gyergyoszentmiklos (Gheorgheni) und Toplita, mit Recherchen. Details ein anderes Mal.
Mittwoch, 26. 11. Unterwegs im Raum Toplita. Einer meiner ‘Informanten’ erzählt mir tonnenweise extrem Belastendes über Verteidigungsminister Mircea Dusa und wie dieser in seiner Amtszeit als Bürgermeister von Toplita Ende der 90er Jahre 4700(!) ha Wald aus städtischem Besitz illegal und an der Steuer vorbei abholzen und unter anderem an den berüchitgten syrischen Business-Polit-Kriminellen Omar Hayssam verkaufen ließ. Gegen Bares, natürlich. (Video-Interview und Transkript in Bälde.)
Donnerstag, 27. 11. Setze Juan und Laura am Stadtrand von Gyergyoszentmiklos ab. Sie wollen Richtung Piatra Neamt weitertrampen und dann Richtung Moldawien. Eigentlich wollen sie nach Transnistrien. Ungewöhnliches Reiseziel für zwei Argentinier Ende November. Viel Spaß! Ich mache anschließend Interviews mit Opfern der Rückerstattungsmafia im Raum Joseni/Alfalu. Abends fahre ich bei beißender Kälte über den Bucin-Paß nach Parajd/Praid. Am Freitag geht’s von hier nach Klausenburg zu einer Debatte zum Thema Holzmafia; mit dabei: Ex-Umweltminister Attila Korodi.
Raum Toplita, am 26. 11. 2014: Während Johannis im TV gerade einen dringenden (Paradigmen)Wechsel in der rumänischen Politik anmahnt, rumpeln über die Dorfstraße – wie zur Bestätigung, oder auch zum Trotz – Holztransporter mit verdächtiger Ladung…Ein Paradigmenwechsel tut (auch) hier wahrlich not!