Tagebuch: Dokumentarfilme & Projektanträge, Waldmafia & Vollkornbrot

Weil ich es mir immer wieder vornehme ein richtiges Tagebuch zu führen und es doch meistens vergesse, mache ich es nun stichwortartig auf dem Blog. Merke wie vor lauter action die Tage miteinander verschmelzen und in meinem auf Vergesslichkeit programmierten Gehirn wenig zurückbleibt. Hoffentlich helfen mir diese Aufzeichnungen für später…

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Sonntag: Mit E. online Dokumentar- und ein paar rumänische Kurzfilme angeschaut (Noosfera – über einen revoluzzerischen Sozialphilosophen aus Bukarest  und seine gescheiterten Ehen; Zapping, von Cristian Mungiu und mit Hanno Höfer in der Hauptrolle)

Montag-Donnerstag: Am Montag morgen ruft mich eine Frau P. von der österreichischen Botschaft in Bukarest an. Die Banken wollten von ihr wissen (und deshalb auch sie von mir), wie wir unsere Chancen im Prozeß gegen den österreichischen Sägewerkgiganten Holzindustrie Schweighofer einschätzen. Das gibt mir Mut, zeigt es doch, daß solche waldfressenden Kolossen wie HS finanziell doch verwundbar sind… Ich antworte ihr knapp und nüchtern. Verpasse den Moment ihr meine ehrliche Meinung über diese Gauner zu sagen, die mit Strippenzieherei auf höchster politischer Ebene (z.B. bei Minister Mircea Dusa – s. unten!) unsere Wälder zum Vorzugspreis zerhäckseln und exportieren dürfen!

Ab Dienstag in Karlsburg (Alba Iulia) mit E. unter Hochdruck einen Förderantrag an FDSC für eine landesweites Müllvermeidungsprojekt nach dem Zero Waste-Prinzip geschrieben und auch rechtzeitig absgeschickt, nicht wie eine Woche zuvor, als wir den Abgabetermin verpassten. Wenn’s klappt, bekommen wir 65.000 Euro Förderung. Wenn nicht, haben wir im kommenden Jahr 100 Sorgen weniger, weil wir in dem Fall auch die bürokratische und pingelige Abrechnung des Projektes vom Hals haben.

fdsc

Am Donnerstag verlieren wir einen Anti-Schiefergas-Prozeß vor dem Kronstädter Appelationsgericht. Der wahrscheinliche Grund: Das Urteil (zu unseren Gunsten) des Verwaltungsgerichts Kronstadt vom 19. 12. 2013 war vom Richter in der schriftlichen Begründung nicht ausreichend… begründet gewesen, demnach kassierte es nun es die nächsthöhere Instanz. Kafka, laß nach!

Freitag: P. A., ein ehemaliger Forstinspektor aus dem Szeklerland ruft mich wie immer viel zu früh und gewohnt aufgeregt an: Gestern liefen auf Realitatea TV Bilder über die Verhaftung von Richtern und sonstigen hohen Würdenträgern in Covasna, Kronstadt und Bukarest, die in Netzwerke der Holzmafia verstrickt waren. Auch Victor Pontas Schwiegervater ist auf der Liste der Tatverdächtigen. A. sagt, daß wir unsere Recherchen von 2013 in Sachen Holzmafia im Szeklerland fortsetzen sollen. In mir erwacht wieder die Hoffnung und der Jagdtrieb, Mircea Dusa, den Oberpaten der Holzmafia im Raum Toplita (Harghita) zu Fall zu bringen. Der Kerl ist zur Zeit Verteidigungsminister und weiß sowohl mit Wälderrückerstattung als auch mit antiungarischen Provokationen Politik und Geld zu machen. Sein getreuer Adjutant ist der Polizeichef des Kreises Harghita – ein überführter (aber nicht gechasster) Folterknecht mit psychopatischen Zügen der Ceausescu-Ära…

Samstag: Erneut in Schäßburg. Schaffe es auf dem Wochenmarkt fast ohne Geld einzukaufen. Gute Kontakte und Stammkunde bei den Käseherstellern und Gemüsehändlern sein, helfen also! Vergesse Is. Geburtstag. Auf Arte läuft eine Reportage über die Waldproblematik in RO. Unter anderem haben sie auch mich in dem Filmchen untergebracht. Habe aber keine große Lust, mir selbst im Internet zuzuschauen, vor allem da ich meine Meinungen eh schon zur Genüge kenne. Find’s aber gut, daß die Waldproblematik Rumäniens ins Licht der westlichen Öffentlichkeit rückt. Denn per Definition ist ein TransSilvanien ohne Wälder keines mehr. Aus dieser Perspektive erweisen uns heute österreichischer Unternehmer- und rumänisch-szeklerischer Bakschischgeist einen Bärendienst! Alle laborieren sie ameisenhaft emsig an der Zerstörung unserer süß-saueren Heimat.

Nach über einem Jahr funktioniert mein Brotbackautomat wieder. Ab jetzt gibt es wieder richtiges (Vollkorn-)Brot zu essen. In Rumänien gibt es abseits großer Supermarktketten so gut wie kein Vollkorn- oder Schwarzbrot zu kaufen. Kein Wunder, daß die Leute von dem vielen nährstoff- und ballastarmen, dafür aber chemikaliengesättigten  Fließband-Weißbrot  arbeitsscheu und krank geworden sind! Würden wir in Rumänien mehr Vollkornbrot essen, würde sich das positiv und gut sichtbar auf’s BSP auswirken! Mindestens 1,75% Extra-Wachstum pro Jahr – garantiert!

brot1

Posted by at 21/10/2014
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