Szeklerland – Holzdiebeland (III.) Kaszonaltiz in der Hand der Lokalmafia?

(Rumaenische Version hier – Versiunea romaneasca aici>>>)

Bin wieder daheim nach nach 3,5 Tagen Recherchereise in einer Ortschaft im Suedosten des Szeklerlandes zum Thema Holzdiebstahl und sonstige Missstaende im oeffentlichen Leben. Wilder Osten eben. Jene Gegenden im “Orient” Siebenbuergens zu bereisen, ist fuer mich – egal, aus welchem Grund ich hinfahre – immer auch ein bisschen Urlaub. Urlaub von der Routinearbeit, Urlaub von der Stadt, Urlaub vom saechsischen und rumaenischen Teil Siebenbuergens, Urlaub von Rumaenien ueberhaupt. Und das mitten in Rumaenien.

Die Zutaten der Szekler Besonderheit: eine (scheinbar) ziemlich unberuehrte, wildromantische  Natur, eine relativ abgelegene Lage in den Ostkarpaten, eine fast durchgaengig ungarischsprachige Bevoelkerung unbekannter Abstammung, ihr Temperament, ihre Eigenart, ihr Akzent in der Sprache, ihre deftige, schmackhafte Kueche, die ueberraschend intakten Dorfbilder und Stadtlandschaften, gepaart mit einem gewissen Wohlstand und einer Offenheit seiner Bewohner fuer “Neues”, “Westliches”… Diese anscheinend konfliktfreie, eigentlich reizvolle  Mischung aus alt und urig einerseist und neu und modern andererseits findet sich oft auch in den abgelegeneren Gebieten. Wie zum Beispiel in der Gemeinde Kaszonaltiz, Plaiesii de Jos – auf halber Strecke zwischen Csikszereda/Miercurea Ciuc (Szeklerburg) und Kezdivasarhely/Tg. Secuiesc (Szeklerneumarkt) gelegen. Irgendwo im schoensten Nirgendwo.

Kein Zweifel, das Szeklerland hat etwas Unverwechselbares und sehr Reizvolles “Etwas” – wo sich unter die bodenstaendigen szekelyek auch jede Menge Leute von nah und fern und mit den unterschiedlichsten Interessen mischen: Ungarlaendische Touristen auf Nostalgiefahrt, moldauische Polizisten und sonstige rumaenischsprachige Beamte, katholische Pilger, Eishockeymannschaften, Holzkaeufer,  Schlitzohren, Abenteurer

Eine recht grosse Gemeinde, dieses Kaszonaltiz, also Kaszon-Unter-Zehntschaft – das hat scheinbar etwas mit dem frueheren ungarischen Grenzschutz bzw. der Habsburger Militargrenze zu tun. Keine 30 km weiter oestlich liegt schon die Region, Moldau, der Osten, sowas wie Fremde.  Laut Wikipedia bruestet sich die Gemeinde mit ueber 300 Quadratkilometern(!) = 3.000 Hektar sanfter Gebirgshaenge mit saftigen Wiesen, gekroent von dunklen Mischwaeldern und Tannenwaeldern. Dieser Ort ist einfach nur kitschig schoen – sowohl in der Beschreibung als auch im Bild. In einem der abgelegenen Taeler findet jaehrlich ein cooles alternatives Kuenstlerlager statt.

 

 

Zoom in: Kaszonujfalu/Plaiesii de Jos – von weit oben gesehen. Die kleinparzellierten Felder zum groessten Teil bewirtschaftet. Arbeit, Fleiss und Ausdauer sind hier nicht etwa “Kult”, sondern eher selbstverstaendlich.

 

Bei so viel Idylle koennte, muss man fast  schon leicht zynisch bis noerglerisch dazwischenrufen: Zu schoen, um wahr zu sein! …Und leider haette man soagr Recht mit diesem Auspruch – denn auch die gestern und vorgestern gehoerten und dokumentierten Berichte einiger Bewohner bzw. Waldbesitzer des Ortes bestaetigen nur das duestere Bild, das mir die Ortsansaessigen in den der ersten Gespraechen und bei einem frueheren Besuch im August 2012  gezeichnet hatten. Es ist haarstraeubend zu erfahren, wie es in dieser liebenswerten Gemeinde eine handvoll dubioser Leute geschafft haben, ein teilweise hochgradig kriminelles, hochprofitables Geflecht aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik, Massenpsychologie zu schaffen und quasi-“oeffentlich” als Systhem zu etablieren, gegen das “man” bisher kaum  etwas ausrichten konnte.koennen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Morgenstund hat Gold Holz im Mund! Ein Traktor eilt aus dem Dorf hinaus. Nachts wird das i.d.R. gestohlene Holz in Scheunen wie diesen zu Brettern oder Meterholz verwandelt und fruehmorgens per LKW verschickt. (Wer sein Holz aber fuer alle sichtbar lagert, hat es hoechstwahrscheinlich NICHT gestohlen. Die Holzdiebe haben praktisch NIE “Ware” auf Lager. Die ist entweder noch im Aggregatzustand einer Tanne oder zersaegt unterwegs auf der Landstrasse.)

Sobald ich die etwa
10-12 Fallbeispiele mafioes-vernetzter Machenschaften Marke “Kaszon” etwas sortiert habe und die Videointerviews mit einigen der Betroffenen geschnitten und untertitelt habe, werde ich sie im einzelnen darlegen, teilweise mit Nennung der betroffenen Personen bzw. relevanter Namen in Politik, Polizei, Holzgeschaeft. Bis dahin lade ich euch ein, die (truegerische) Idylle der Gegend in einigen Bildern noch etwas zu geniessen!

PS: Das vielleicht Wichtigste haette ich beinahe vergessen: Nachdem vor etwa 2 Wochen ein paar Bewohner von Kaszonaltiz in Audienz bei der Kreispolizei Hargita gewesen waren und ihre Beschwerden vorgetragen hatten, gab es anschliessend die erste Grossrazzia in der juengeren Geschichte des Ortes: Ueber 40 Polizisten sollen dabei gewesen sein. (Was aber nicht heisst, dass einer der Foerster Diebe asu dem Ort das Stehlen auch sofort eingestellt haette! (Was schlussfolgern wir daraus?) ;-)))

 

 

 

Wegkreuz von anno damals oberhalb des Dorfes

 


Typisch Kaszon: filigrane Kreuze auf Scheunen und Haeusern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Links oben: Vackor (Zur Wildbirne)– die sympathische Dorfkneipe. Ausserdem Infoboerse, Polizisten-Fuetter-und-Abfuellstation auf Spesen der Holzmafia und oertliches Businesscenter.
Rechts oben: Fuer Kaszon typisches – fuer’s Szeklerland untypisches – gemauertes Tor.
Links unten: Park eines frueheren gemeindeeigenen Heilbades. Gehoert heute einem politisch gut vernetzten Geschaeftsmann – und keiner weiss warum.
Rechts unten: Natuerliches Mineralwasser fliesst aus improvisierten Rohren …in den naechsten Bach – wie so oft im Szeklerland. Seit dem XVIII. Jh. wurde es fuer Heilzwecke genutzt. Heute nutzt es niemand mehr. Folglich sind wir heute alle geheilt…

Posted by at 18/10/2012
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4 Responses to Szeklerland – Holzdiebeland (III.) Kaszonaltiz in der Hand der Lokalmafia?

  1. Pingback: Tinutul Secuiesc – la hotii din Plaiesii de Jos ma gandesc -

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  3. from.casin says:

    kászoni emberek megcsufolása, szikráné irassa azt is le hogy a cigányok hogy loptak neki fát és ne mást fényképezzen az udvarábol és ……azt hiszi hogy ő szarta kásyonban a spanyolviaszt

  4. Die Berichte von der Holzmafia haben mir bestätigt, was ich jahrelang im Dorf Turia,vor den Toren von Tirgu Secuiesc beobachtet habe. Dort zieht ein gewisser Vojnar alle Fäden, reißt seit JAhren fremde Ländereien an sich, schmiert Behörden und Polizei und holzt radikal ab. Wer sich ihm entgegen stellt riskiert es, bald im Dorf keinen Platz mehr zu haben. Wer ihm zu Diensten ist, profitiert vom Geschäft. Sein Imperium in der Region scheint schier unangreifbar.
    Mai 13, R. Steinke

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