Rumaenien: Rituell auf die Ungarn eindreschen – und ihnen doch hinterherhecheln
Sehr gross und sehr kurz war die nationale Begeisterung in Rumaenien ob der 3-0 Pruegel, die Rumaeniens Fussballnationalmannschaft den Ungarn am 6. September in Bukarest verpasste, so dass Rumaenien sich schon fuer die Fussball-WM qualifiziert sah und Ungarn ausgeschieden. Das Fussballstadion hallte nur so von den Gesaengen von ethnischen Saeuberungsfantasien der rumaenischen Ultras wieder: “Ungarn raus aus Rumaenien!”, groelte es laut und von den Ordnungskraeften ungehindert durch den Sport-Neubau von Bukarest, der bisher vor allem durch die horrenden Baukosten (bei 234 Millionen Euro Baukosten ofiziell um bescheidene 120 Millionen ueberteuert) und seinen mehrfach ausgetauschten miserablen Rasen bekannt geworden ist…
Vier Tage und ein 2-0 verlorenes Spiel Rumaeniens gegen die Tuerkei sowie ein 5-0 Ungarns gegen Estland spaeter liegt Ungarn in Gruppe D auf Platz 2 und Rumaenien auf Rang 4. (Was jedoch nicht heissen soll, dass Ungarns Teilnahme und Rumaeniens Nichtteilnahme an der WM sicher seien…)
Dieses alles erinnert mich alles irgendwie an das ofizielle Verhaeltnis rumaeniens zu Ungarn und den Ungarn (in Rumaenien): Rituell und selbstgerecht auf sie einschlagen und sich vampirhaft Selbstbewusstsein aus ihren Niederlagen saugen. Und ihnen doch hoffnungslos in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen (und sportlichen) Lebens hinterherhecheln.
Mit Ausnahme des Fussballs.
PS: Das ebenfalls neue Fussballstadion im frueher vornehmlich ungarisch/deutsch gepraegten Klausenburg/Kolozsvar/Cluj in Siebenbuergen kostete mit 45 Millionen Euro etwa ein Sechstel im Vergleich zum Bukarester Stadion – und das bei etwas mehr als halber Zuschauerkapazitaet… Heisst: Auf die Zuschauerzahl umgelegt, war der Bau aus staatlichen Geldern ungefaehr 3 Mal billiger. Da versteht man die subtilen Gruende fuer den Hass der Bukarester Rumaenen auf die “bozgori” (rumaenisches Hasswort fuer “Ungar”) schon besser. Dabei haetten eher die Siebenbuerger und auch die Ungarn ernste bis sehr ernste Gruende, auf die Bukarester zu schimpfen, oder?
sehr geehrter verfasser,
fussball ist ein von emotionen, geprägter sport, wie kaum ein anderer.darum sollte man sachen, die man im stadion hört nicht auf die goldwaage legen, denn das würde nicht unbedingt der wahrheit entsprechen.
im affekt, begünstigt durch die gruppendynamik kommt es schon mal vor, dass man dinge tut und schreit wofür man sich später dann sogar schämt, da es nicht die tatsächliche meinung der meisten widerspiegelt.wenn zwei rivalen wie rumänien und ungarn aufeinandertreffen gehen die wogen logischerweise höher als üblich.solang es aber den fussball betrifft ist das mMn ok.ausseinandersetzungen und sprechchöre unter der gürtelinie gibt es in jedem stadion in ganz europa, besonders wenn erzfeinde aufeinander treffen und da schenkt sich weder ro noch hu irgendwas.
viel wichtiger, als alles auf ein fussballspiel zu reduzieren, wäre es mMn, den dialog zwischen den in ro lebenden ungarn und den rumänen zu suchen um beiden seiten den alltag erträglicher zu machen.persönlich kenne ich einige rumänen und ungarn, die sich prima verstehen, ja gute freunde sind, die aber weder in ungarn noch in rumänien leben..warum funktioniert es auf neutralem boden und in der heimat aber nicht?
damit sich mittelfristig etwas ändert, muss sich jeder bei der nase nehmen und seinen teil beitragen.aussagen wie ” und ihnen doch hoffnungslos in fast allen bereichen des gesellschaflichen und sportlichen lebens hinterherhecheln” sind dafür kontraproduktiv und ungarisches wunschdenken.das sollte für beide seiten gelten.
in diesem sinne, peace and out, bis zum nächsten länderspiel!