Rocky! Aus dem Leben einer saechsischen Kultband (V.)
R.H.: Warum scheiterte dieses Projekt letztendlich? Ihr seid schließlich sogar in den USA unterwegs gewesen.
K.P.: Naja, in den USA bin ich sowohl mit Melody als auch mit Rocky gewesen… Es war dann so, dass der Flo eine Frau kennengelernt hat, die in Rumänien gelebt hat, und er hatte sich entschieden, nach Rumänien zurückzugehen. Unser ewiger Gastmusiker Tom stand auch an einem Scheidungsweg in seinem Leben, er hatte frisch geheiratet, beruflich hatte sich bei ihm was verändert, und auch bei „One Missing“ gab es Probleme. Ich wollte das eigentlich auch aufgeben, ich wusste, ich würde keinen vernünftigen Ersatz für den Flo finden. Die schöne Definition, die wir hatten, hat damals wahrscheinlich ihren ersten Riss bekommen.
Der Grund, warum wir Melody dann doch nicht aufgegeben haben, war der, dass der Ales Slivnik zwischenzeitlich nach Deutschland eingewandert ist, er war der Sänger von der Avsenik-Band in Oberkrain (Slowenien), ein sehr toller Akkordeonspieler und Sänger, und ich habe überlegt, dass wir mit ihm Melody eigentlich weiterführen könnten. Er hatte das genauso gesehen und ist eingestiegen, und leider hatte dann auch der Thomas beschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen, weshalb auch der Walter Gabel bei uns eingestiegen ist. Er war zwar ein sehr begnadeter Musiker, war aber beruflich sehr eingespannt in seine Arbeit, und letztendlich hat sich gezeigt, dass das nicht mehr die Melody ist, die wir davor hatten… Die Interessen hatten sich verschoben, es war sozusagen der erste Sand im Getriebe. Trotzdem haben wir noch drei Jahre so weitergespielt, aber das Richtige wollte es eigentlich nicht mehr werden.
Irgendwann kam dann der Wunsch von den Mediaschern, dass wir auf dem Mediascher Treffen noch einmal als Rocky auftreten, und zwar mit der Besetzung aus unseren Konzertzeiten, also Mitte der 80er Jahre. Ich habe die entsprechenden Leute kontaktiert, den Micky, den Müller Hansi, den Erhard, mit dem Roth Hansi hab ich ja zusammen gespielt, und habe sie gefragt, ob sie Lust hätten, noch einmal als Rocky zu spielen, und das hatten sie. Also probten wir ein paar Mal zusammen, diese ganzen Lieder, mit denen wir damals so erfolgreich waren, und ich glaube, zu der Zeit war dieser Rocky-Traum in mir wieder am Aufwachen.
R.H.: Und jetzt – „Rocky 5“. Oder Rocky five?
K.P.: Rocky fünf.
R.H.: Mit Erhard Hügel, Hansi Roth, Ales Slivnik, Christoph Schoger und, nicht zu vergessen, deinem Sohn Crispin.
K.P.: Wobei das mit meinem Sohn eigentlich nicht so glückliche Umstände sind. Es liegt einfach an der Erkrankung vom Hans, eine sehr traurige Geschichte, aber wir hoffen immer noch, dass sie gut ausgeht. Ich möchte jetzt dieses Thema nicht wirklich vertiefen, aber ja, es hat dazu geführt, dass mein Sohn kurzfristig als Ersatz für den Hansi einspringen musste, der einer schweren OP unterzogen wurde. Uns als Band hat es ein bisschen zurückgeworfen bezüglich unserer Ziele, das stimmt, aber das Leben stellt uns halt Probleme, und ich denke, wenn wir das dann überstehen, dann gehen wir mit Sicherheit als eine gestärkte Band hervor. Für mich persönlich war es eine sehr gemischte Erfahrung, auf der einen Seite hat mich das Schicksal meines Freundes persönlich sehr stark betroffen und mitgenommen, wir sind Musikkollegen seit Anfang der 80er Jahre und unsere Freundschaft hat sich so intensiviert, dass er eigentlich für mich wie ein Familienmitglied zählt. Und auf der anderen Seite war dann der Vater stolz, mit seinem eigenen Sohn auf der Bühne zu stehen, der diese Aufgabe unwahrscheinlich gut gemeistert hat, was ich ihm eigentlich nicht zugetraut hätte. Er ist ja noch ein Jugendlicher, hat aber das Ganze wie ein Erwachsener gelöst, und das ist es, was mich so stolz macht.
R.H.: Wie kam es zu dem Auftritt mit Peter Maffay und wie hast du diese Begegnung empfunden?
K.P.: Diese Möglichkeit hat sich eigentlich schon ein paar Jahre davor abgezeichnet, als der Michael Morth, der ein direkter Nachbar vom Hansi Roth war, uns angesprochen und gefragt hat, ob wir bereit wären, einmal caritativ für die Maffay-Stiftung aufzutreten und den Erlös bedürftigen Kindern zukommen zu lassen. Ich finde, das ist ein sehr edles Motiv, und wir waren auch sofort einverstanden. Es blieb dann nicht nur bei dem einen Auftritt, es folgten dann noch andere Veranstaltungen, bei denen wir ihn aktiv unterstützt haben, und ich denke, das hat der Michael auch sehr honoriert. Er hat sich ja irgendwann entschieden, sein ganzes Leben nur noch diesem Ziel zu widmen, er ist mittlerweile Administrator in Radeln und hat hier alle Zelte abgebrochen um dahin zu ziehen, und ich finde, das Ganze ist eine sehr große Entscheidung, die sehr viel Mut und Stärke verlangt, und ich zolle ihm auch meinen ganzen Respekt dafür.
Jedenfalls hat der Michael uns einmal auch zu so einer Veranstaltung der Maffay-Stiftung eingeladen und gemeint, das sollten wir uns wirklich mal anschauen, also sind wir da hin. Organisiert wurde das Ganze mehr oder weniger von der „Sibiszene“, die den Michael auch sehr aktiv unterstützt haben, die etlichen caritativen Veranstaltungen für die Peter-Maffay-Stiftung auf die Beine zu stellen. Wir waren also dort, eine Band ist aufgetreten, und dann hat der Michael spontan bei den Organisatoren angefragt, er hätte da ein paar Jungs, die auch was darbieten könnten, und die waren einverstanden.
Allerdings sind wir ja nicht als eine gestandene Band dahin gekommen, wir – das waren der Erhard, der Siggi als Schlagzeuger, der Adi von den „Strangers“, der mit dem Siggi zusammen spielt, und ich – haben uns dann gefragt, hey, was sollen wir denn da eigentlich spielen? (lacht) Es ging letztendlich um eine Stunde Auftritt, die uns ermöglicht wurde, und da das sehr kurzfristig entschieden wurde, war unsere einzige „Probe“ an einem Samstag im Übungsraum von „Cripple Creek“ und bestand darin, dass wir uns überlegt haben, wie wir die paar Lieder, die wir spielen wollten, umsetzen sollen, wir haben eine kurze Setlist gemacht und die Stücke schnell umarrangiert. Letztendlich war dieser ganze Auftritt improvisiert. Da war eine riesige Menschenmasse, das Wetter war richtig bescheuert, es hat den ganzen Tag geregnet, auf dem Anwesen vom Peter war überall Matsch.
Ja, und irgendwann waren wir an der Reihe, sind auf diese Bühne rauf, haben uns angestöpselt und haben begonnen. Und wenn du schon bei Peter Maffay spielst, dann müssen auch ein paar Peter Maffay Lieder her, wir hatten „Karambolage“ und „Tausend Träume weit“ gespielt, weil wir die in unserer Besetzung gut darbieten konnten. Unsere gesamte Liederwahl stand eigentlich unter dem Aspekt „Können wir das mit unserer Besetzung spielen?“.
Maffay selbst war eigentlich immer in einer Menschenkugel gefangen, die wollten alle Autogramme und was man halt so von Stars ständig will, wir hatten selber nicht wirklich Zugang zu ihm. Nach dem zweiten oder dritten Lied muss ihn aber etwas zum Aufhorchen gebracht haben, und der Wow-Effekt, also das, was uns richtig stolz gemacht hat, war, dass er uns irgendwann seine volle Aufmerksamkeit gewidmet hat und man gesehen hat, dass ihm richtig gefällt, was wir da tun. Und das, obwohl wir, wenn ich jetzt ehrlich bin, grottenschlecht waren (lacht) – nein, es war nicht grottenschlecht, ich sage nur schlecht, weil wir keine eingespielte Band waren und kaum geprobt hatten. Es war improvisiert und ich denke, wir haben alle nur auf das Können der Anderen vertraut, wir haben darauf vertraut, dass jeder seinen Part richtig macht. Was wir da gespielt haben hat eigentlich richtig gerockt, und das Tolle dran war eigentlich, dass es sogar Peter Maffay gepackt hat.
Wir konnten erst nicht unser ganzes Programm spielen, wir wurden sozusagen von den Ehrungen und Danksagungen unterbrochen, und waren dann auch nicht sicher, ob wir danach noch weiterspielen können, es war ja eigentlich eine andere Band engagiert, mit denen Maffay dann auch drei oder vier Lieder zusammen gespielt hat. Wir dachten uns dann, hm, blöd, jetzt hat er seinen Auftritt gehabt und wird wahrscheinlich nicht auch mit uns spielen. Nach den Danksagungen haben noch ein paar andere Solokünstler ein paar Lieder gesungen, was sich so gezogen hat, dass wir dachten, okay, das war‘s, wir kommen nicht mehr auf die Bühne. Naja, und dann hieß es plötzlich wieder, kommt Jungs, rauf mit euch… und Maffay war immer noch da, mittlerweile wieder von Leuten umzingelt – wobei nicht mehr ganz so viel los war wie anfangs – und dann haben wir angefangen und er hat wieder mitgerockt, und dann haben wir ihn einfach gefragt, weil fragen kostet ja nichts, ob er…
R.H.: Euch die Ehre erweist?
K.P.: Genau, ob er ein Lied mit uns singen würde, wir haben ihm auch gesagt, dass er uns einen Kindheitstraum damit erfüllen würde, und er hat zugestimmt und ist auf die Bühne gekommen. Da wir, wie gesagt, keine eingespielte Truppe waren, hatten wir keine wirklich große Auswahl, was wir jetzt singen sollten, und haben uns dann mit ihm auf „Karambolage“ geeinigt, obwohl wir das schon gespielt hatten und er selber meinte, das habe er seit Ewigkeiten nicht mehr gesungen und sei nicht so textsicher.
R.H.: Das hat er wirklich gesagt?
K.P.: Ja, ja! Und so kam es dann eigentlich zu diesem Auftritt mit Peter Maffay. Das war eine ganz, ganz tolle Erfahrung, vor allem weil es sich so spontan ergeben hat, es war ja überhaupt nicht geplant. Das war sehr, sehr intensiv.
Den Rest der Woche haben wir dann in toller Gesellschaft – also mit den Jungs von der Sibiszene und noch ein paar Freunden – in einer Finca verbracht, und hatten noch eine sehr schöne Zeit dort.
R.H.: Stichwort: Compact Deutschland Tournee.
K.P.: Ja, das war eigentlich ursprünglich ganz anders gedacht… Es war nicht das erste Mal, dass wir zusammen mit „Compact“ aufgetreten sind, das Glück hatten wir schon einmal mit „Melody 4 you“. Ausgangspunkt war die Benefizveranstaltung in Schönaich (18:57), die Frau Dr. Christa Jungwirth bereits zum zweiten Mal organisiert hatte. Und Christa hätte sich so sehr gewünscht, dass bei dieser Benefizveranstaltung auch „Compact“ auftritt, weil sie in Klausenburg, wo „Compact“ und sogar ihr Mann ja herkommen, studiert hat, und mit der Band somit sehr viel Nostalgie verbindet. Dann stand noch die Frage im Raum, wenn „Compact“ für eine Benefizveranstaltung kommt – Benefiz bedeutet ja caritativ, man verdient ja nichts – dann muss man diesen Leuten auch etwas anbieten, damit es sich für sie auch lohnt aus Rumänien hierher zu kommen. Der Grundgedanke war eigentlich, dass wir dann sowas wie Bälle organisieren oder so ähnlich, oder so ein Gemisch davon, dass „Compact“ eben ihr Konzert macht und wir spielen dann zum Tanz auf, oder wir spielen zum Tanz auf und „Compact“ spielen zwischendurch ihr Konzert. Christa hat aber entschieden und gesagt, „wenn, dann machen wir Konzerte“ und dann ist sie losgezogen und hat quasi diese ganzen Konzerte organisiert. Das rechne ich ihr auch wirklich sehr hoch an, weil es ein enormer Aufwand ist. Das ist nicht einfach nur ein Event, das man eben mal schnell organisiert, und da sie ja in dem Gebiet unerfahren war, brauchte sie den Mut, sich mit ganz neuen Problemstellungen auseinanderzusetzen.
Ich als Musiker habe das Ganze natürlich auf einer anderen Ebene erlebt. Die Jungs von „Compact“ waren sehr nett, und für uns war es eine ganz tolle Erfahrung mit den Menschen auf der Bühne zu stehen, die wir als Jugendliche auf Konzerten in Mediasch angehimmelt haben, oder nachher mit diesen Leuten am Tisch zu sitzen, Erfahrungen auszutauschen und ihre Lebensgeschichten zu hören, das war wirklich etwas Besonderes. Wenn man solche Leute auf der Bühne sieht, sieht man eigentlich immer nur den Glamour, aber wenn man sich unterhält und feststellt, dass die eigene Lebensgeschichte gar nicht so anders ist, dann sieht man auf einmal den Menschen dahinter und wie steinig und felsig dieses Promileben eigentlich ist. Man sieht immer nur diese Idole auf der Bühne und denkt sich, wow, die haben es geschafft, aber wenn du diese seltene Möglichkeit bekommst, auch einmal hinter die Fassaden gucken zu dürfen, dann erkennst du doch sehr viel Mensch dahinter.
R.H.: Euer nächstes Projekt ist das Open Air Konzert zusammen mit „Hangover“, am 5. August 2013 in Schäßburg. Wird das auch wieder von der Sibiszene organisiert?
K.P.: Nur der 5. August in Schäßburg, in der Villa Franca, wird von der Sibiszene organisiert. Den 15. August in Langenthal hat unsere liebe Freundin Ursula Greil übernommen, die uns auch bei der „Check“-Tour sehr unterstützt hat. Sie ist ein unwahrscheinlich guter Mensch, ich kenne sie schon seit Ewigkeiten und wir sind schon lange sehr eng befreundet. Ich kann mich glücklich schätzen, diese Bekanntschaft je gemacht zu haben, und ich hoffe ich kann nur ansatzweise so viel zurückgeben, wie sie gibt, also an dieser Stelle, Ursula, meine Beste, danke!
Sie hat uns ehrenamtlich unterstützt, auch bei der „Check“-Tour, und sie ist mit dem Siggi Roth – auch ein Mitglied von der Sibiszene und der Schlagzeuger von den „Strangers“ – mitverantwortlich für das Bühnendesign. Den Siggi kenne ich inzwischen auch schon sehr, sehr lange, und er ist mir durch seine Art sehr ans Herz gewachsen. Er ist ein großer Künstler und Graphiker und hat das Design der Bühne konzipiert. Ursula hat sich um den ganzen Film und alles, was sonst noch im Hintergrund projiziert wird, gekümmert und das alles in sehr vielen Nächten ausgearbeitet, dafür noch einmal an dieser Stelle meinen ehrlichsten und innigsten Dank an eigentlich alle, die da beteiligt waren und die viel dazu beigetragen haben. Ursula kommt ja aus Langenthal, und ihre Bitte an uns, für ihren Einsatz bei der „Check“-Tour, war, dass wir dort auftreten, damit ein bisschen Geld reinkommt, um die Kirche dort zu renovieren, und ich glaube auch, um das Dorf ein bisschen populärer zu machen. Aber selbst, wenn sie uns nicht so stark unterstützt hätte, hätte ich ihr diese Bitte nicht abschlagen können, da sie eigentlich immer für mich da gewesen ist.
Sie hat dann jedenfalls Kontakt zum Primar in Langenthal hergestellt und es hat sich herausgestellt, dass sie genau an dem Datum ein großes Fest dort haben, und der Primar hat den Vorschlag gemacht, das doch gleich zu verbinden. Man kann aber trotzdem sagen, dass Ursula eher mehr als weniger dafür verantwortlich ist, dass das Ganze so stattfinden kann, genauso wie die Sibiszene, die Leute unterstützen, wenn sie sehen, dass sie irgendwo Gutes tun können, sie unterstützen einfach, wo es geht, und das macht sie auch so großartig. Sie sind sich für nichts zu schade, und wenn es um das Wohlergehen anderer geht, dann sagen sie, „hey, coole Sache, wir machen mit“. Das ist der Grund, weshalb auch ich mit dem, was ich eben bieten kann und wo ich die Möglichkeit habe, die Sibiszene unterstütze und mit dabei bin.
R.H.: Also was mich persönlich an der Sibiszene fasziniert, ist, dass das Gesamtpaket stimmt.
K.P.: Richtig. Also, ganz, ganz tolle Jungs, wir sind auch privat mittlerweile eigentlich mitintegriert und sehr oft mit ihnen unterwegs, die organisieren ja nicht nur Partys und caritative Sachen, sondern auch Skiausflüge, Sommerausflüge… Der eigentliche Grund für diesen Urlaub in Rumänien ist ja auch wieder die Sibiszene, diesmal ist in Radeln Tag der offenen Tür, und der Michael hat um Unterstützung gebeten, weil er verlässliche Leute um sich braucht, die dieses Fest stemmen können. Und das war wieder einmal ganz typisch Sibiszene, man hat das in keinster Weise hinterfragt, sondern sofort Ja gesagt, und wir waren natürlich auch sofort mit dabei, da es sicherlich auch einen kulturellen Teil geben wird, wo wir mit Rocky auftreten können.
Die Freundschaft mit „Hangover“, mit denen wir ja zusammen auftreten werden, ist eigentlich über den Erhard reingebracht worden. „Hangover“ geht aus der ehemaligen Gruppe „Desperado“ hervor, das war diese rumänische Country-Band, und aus dieser Zeit ist eine enge Freundschaft zwischen den Mitgliedern entstanden. Sie spielen zwar nicht immer zusammen, da ist jeder noch in irgendein anderes Projekt mit eingebunden, aber sie nehmen jede Gelegenheit war, wo sie als „Hangover“ auftreten können. Dass wir sie gefragt haben, uns in der Zeit, in der wir in Rumänien sind, zu begleiten, liegt schlicht und ergreifend daran, dass sie sich als so großartige Menschen entpuppt haben. Hinzu kommt noch, dass sie alle super geniale Musiker sind, die sind wahnsinnig gut. Meistens ist es ja so, dass solche genialen Musiker leichte Diven sind, ein bisschen schwierige Menschen, aber das war bei denen überhaupt nicht der Fall, im Gegenteil, sie sind sehr bodenständig, wir pflegen eine wirklich angenehme Freundschaft. Wir konnten uns einfach vorstellen, dass wir als Band sehr gut harmonieren würden, deshalb die Anfrage.
R.H.: Welche Ziele hat „Rocky 5“?
K.P.: Ah… Ich habe darüber vor allem mit dem Erhard diskutiert, als wir nach so langer Zeit wieder zusammen spielen sollten. Wir beide haben ja eine besondere Verbindung, die zurückreicht bis in unsere frühe Kindheit… wie soll ich das darstellen… Wenn ich mit dem Erhard zusammen spiele, wenn wir zwei irgendwo zusammen agiert haben, dann ist da eine Verbindung, die kann man nicht erklären, das ist für mich – ich sage immer magisch, weil das so unglaublich ist, wie wir zwei uns gemeinsam auf der Bühne fühlen. Gegenseitig fühlen. Das – das kann man nicht beschreiben, das ist… ich weiß nicht. Das liegt wohl daran, dass wir gemeinsam aufgewachsen sind, dass wir uns so gut kennen oder dass wir uns so vertrauen – ich kann es nicht beschreiben.
Und als wir dann wieder zusammen in einer Band spielen sollten, nachdem wir ja beide getrennte Wege gegangen sind, unsere unterschiedlichen Erfahrungen gesammelt haben und über die Jahre gereift sind, da wollten wir es einfach noch einmal wissen, wir wollten einfach schauen, was wohl das Ergebnis aus diesen ganzen Erfahrungen sein wird.
Unser Ziel ist gar nicht so klar definiert, eigentlich haben wir nur gesagt, weißt du was, lass uns zusammen kommen, uns einfach selbst ein bisschen feiern und schauen wir mal, wohin das Ganze uns führt. Wir wissen nicht, wo es enden wird, aber wir haben uns vorgenommen, wieder selber ein paar eigene Stücke zu schreiben und uns als Band zu etablieren. Wir sind ja eine erklärte Unterhatungsband, sprich wir spielen Bälle und Hochzeiten, aber wir sind nicht abgeneigt, auch diesen Konzertweg zu gehen, wo wieder etwas ganz Anderes gefordert wird.
Leider hat uns diese Sache mit dem Hansi gewaltig zurückgeschmissen… Wir sind auch nicht mehr die Jugendlichen von vor 30 Jahren mit sehr viel Zeit, Zeit ist im Moment eigentlich das Luxusgut, das wir nicht wirklich haben. Aber wir werden sehen, wo das Ganze hinführt, wir sind auf alle Fälle beide sehr optimistisch – aus welchem Grund auch immer – und wir merken, wenn wir zwei zusammen sind, dann werden Energien frei, wie in unseren jungen Jahren… schauen wir einmal, wo das Ganze endet.
R.H.: Wie lange möchtest du diesen Beruf als Bandleader, Musiker, ausüben?
K.P.: Also der Begriff „Bandleader“ hat mir nie gefallen, ich habe mich auch nie als einen Bandleader gesehen, sondern eher als Teamplayer, oder es ist zumindest das, was ich in jeder Band immer anstrebe. In so einem Gefüge wie einer Band werden jedem gleiche Recht eingeräumt, und ich glaube, dass eine Band davon lebt, dass sich die Musiker ergänzen und die Synergien, die sich aus den unterschiedlichen Charakteren ergeben, positiv für die Band nutzen.
Auf die Frage, wie lange ich das machen werde, gibt es nicht wirklich eine Antwort, weil Musik machen eine Leidenschaft ist, die fest mit meinem Leben verwurzelt ist, ich hole mir bei der Musik die Kraft, Mensch zu sein, das ist wie Essen und Trinken für mich. Wann ich das letzte Mal auf eine Bühne gehe, weiß ich auch nicht, das wird wahrscheinlich mein gesundheitlicher Zustand entscheiden und die Leute, die mir noch zuhören wollen. Ich denke, das sind solche Fragen, auf die nur das Leben eine Antwort hat. Aber Musiker werde ich wohl immer sein.
R.H.: Karl, ich danke dir für das Gespräch.
K.P.: Sehr gerne, eine Freude meinerseits.