Pungesti, 08. 12. 2013: Einsatzkräfte setzen Übergriffe auf Dorfbewohner fort (telefonische Berichterstattung)

Am 8.12.2013, wurde ich von einer Teilnehmerin an der Protestbewegung in der Gemeinde Pungesti angerufen. Im Folgenden werden ihre Aussagen und diejenigen eines einmonatigen Teilnehmers des Protestcamps wiedergegeben:

Protestteilnehmerin:
„Vor Kurzem sind vier Einsatzkräfte in den Bauernhof hereingekommen (Anm.: der Gastgeberin). Es wurde ihnen gesagt, sie dürfen nicht eintreten. Sie haben uns vom Tor aus gezählt, haben dann telefoniert.

Es gibt aus unterschiedlichen Quellen Informationen, dass ein Jugendlicher, Victor Morosanu, der seine Kuh zur Weide geführt hat, der von dem Problem mit Chevron gar keine Ahnung hatte, von den Einsatzkräften geschlagen worden ist. Blau haben sie ihn geschlagen! Es ist Kriegszustand hier – das ist mein Eindruck hier. Heute, als ich auf der Dorfstraße unterwegs war, wurde ich durchgehend von den Einsatzkräften gefilmt. Sie stehen zu zweit, zu viert, im Abstand von alle 30m. Ich wurde unterwegs von ihnen 2 Mal während meiner Fahrt mit dem PKW und 3 Mal am Fußweg angehalten.

Ich habe mit den Rechtsanwälten gesprochen; wir machen Kopien der von den Dorfbewohnern erhaltenen Strafen um Widerspruch einzulegen. Ein Einsatzwagen hat heute eine Kuh angefahren, deren Bein brach. Der Bauer musste sie notschlachten.

Gestern Abend wurde ein Bürger von der Dorfkneipe weg abgeführt und in die Kreisstadt gefahren, angeblich sei er ein Anstifter. In Vaslui (Anm.: der Kreisstadt) konnte er zwar auf den Filmaufnahmen der Einsatzkräfte nicht identifiziert werden, erhielt aber trotzdem eine Strafe von 200 Lei (Anm.: 45 €, entspricht ein Viertel des dortigen durchschnittlichen Monatseinkommens). Der Dorfladen/Dorfkneipe „La Titel“ gehört einem ehemaligen Polizisten. Als ich dort eintrat, erhielt die Verkäuferin einen Anruf um den Laden zu schließen.

Das Protestcamp ist mit einem weiß-roten Band abgegrenzt, die Gegenstände aus den Zelten werden erfasst, der Bereich sei angeblich so etwas wie eine „Konfliktzone”, man darf dort nicht anhalten. Fotos mit den Einsatzkräften sind dort verboten. Heute Früh habe der Chef der Einsatzkräfte aus Vaslui dem Fernsehen mitgeteilt, das sei hier eine „Sonderzone der öffentlichen Sicherheit”.

Bei der Einfahrt in die Gemeinde Pungesti, habe ich die weißen Fahrzeuge des Geheimdienstes gesehen. Ich bin sicher, dass unsere Telefongespräche mitgeschnitten worden sind. Die Firma Chevron ist mit ihren Arbeiten (Anm.: an der Bohrplattform) fortgefahren. In der Gemeinde Pungesti sind auch Vertreter der Umweltorganisation Friends of the Earth. Sie haben alles dokumentiert um es beim EU-Parlament vorzustellen. (…)”

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Einheimische und Protest-Besucher in einem Hof in Pungesti

Anonymer Protestteilnehmer, Bukarest (seit 30 Tage im Camp):
„Das Protestcamp ist bewacht, der Zugang ist verboten. Angeblich soll das Zugangsverbot aufgehoben werden, nachdem die Kriminalbeamten ihre Arbeit abschließen. Im Dorf sind Gruppen von 4-6 Einsatzkräften unterwegs. Als wir zur Kirche unterwegs waren, kam es zu Übergriffen durch die Einsatzkräfte. Wir bemerkten, dass sie uns Fallstricke gelegt haben, so dass wir umkehrten. Andere wurden von den Einsatzkräften angehalten, im allgemeinen grundlos, haben sie (Anm.: die Passanten) abegführt, sie geschlagen.

Gestern Abend, in der Dorfkneipe, wurde eine Frau abgeführt. Die Einsatzkräfte haben einen Kommandanten, er ist groß, trägt ein Barett. Er wählt die Personen aus: „nimm diejenige, nimm jenen, und den…“ Die Situation ist sehr angespannt hier. Angeblich soll der Zugang zum Camp wieder gestattet werden. Gestern haben uns die Einsatzkräfte durch den Wald getrieben. Zu einem Zeitpunkt riefen sie: „Halt oder ich schieße!“ Die Einsatzkräfte begehen viele verbale Aggressionen damit wir die Ruhe verlieren.“

(Uebersetzung aus dem Rumaenischen: Ortwin Bonfert)

Posted by at 10/12/2013
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