Messianische Juden: Warum ich sie besonders sympathisch finde
…Deshalb, weil sie sich als Juden, die an Jesus/Yeshua als Erloeser/Messias glauben, zwischen den Stuehlen des Christen- und Judentums wiederfinden und sich trotz dogmatischer Schwierigkeiten und teilweise feindseliger Distanz seitens beider ‘Elternreligionen’ in diesem transgressiven Synkretismus sehr wohl zu fuehlen scheinen. Denn: Ist Religion nicht gerade das?: Die Grenzen (inklusive des kirchlichen = menschengemachten organisierten Glaubenslebens) ueberschreiten und durch das bedingunsglose Hintersichlassen von theologischen und ethnischen Konstrukten, Widerspruechen und Gegensaetzen sich dem Wesentlichen und Meta-Physischen, Goettlichen erneut anzunaehern und mit diesem zu verbinden (->re-legare)? Irgendwie ZEN, oder?
Wie ich auf dieses Thema komme?
– Weil ich neulich im Internet die Polemik eines der sehr wenigen Linksintellektuellen Rumaeniens (Vasile Ernu) las, der seinen biographischen Hintergrund in einer messianissch-juedischen Familie verortete.
– Weil mich dieses an meinen zweiten Dokumentarfilm-Aufenthalt in Israel und Palaestina (im Mai 2000) im Raum Bethlehem/Beith Shala erinnerte, wo ich zum ersten Mal von der Existenz dieser Gruppe erfuhr und aus unerfindlichen Gruenden sofort sympathisch fand. (Weil sie irgendwie ZEN und friedfertig sind – und ich liebe ZEN und Friedfertigkeit. Vielleicht deshalb!)
– Weil sich einem in der Advents- und Weihnachtszeit (mit fortschreitendem Lebensalter) unweigerlich die Frage der eigenen Religioesitaet in Theorie und Praxis stellt.
– Weil ich nach gaengiger Definition (die mir herzlich egal ist) selbst ein wandelnder ethno-identitaerer Synkretismus bin – oder eine Synthese (klingt besser – und so sehe ich die messianischen Juden auch: als eine Symbiose).
– Weil sich an der Identitaet und an der Debatte um die (Existenzberechtigung der) messianischen Juden noch viel deutlicher und unbestreitbarer zeigt, dass Ethnie, Nationalitaet und damit verknuepfter Glaube kollektive, tradierte Konstrukte sind und nichts Unantastbares weil Gottgegebenes oder gar Heiliges. Wer klare religioese oder national-identitaere Trennlinien zwischen Juden, Christen/Nichtjuden, Atheisten, Konvertiten mit christilichem oder juedischem Hintergund zieht, der outet sich als aufklaerungsfeindlicher Dogmatiker, der seinen klaren Verstand der Bewahrung eines geerbten oder erlernten Selbst- bzw. Fremdbildes opfert. Und so jemand perplempert dadurch unnuetz seine Lebenszeit.
LINKS pro und kontra messianischer Juden.<<<
Symbol der messianischen Juden. Quelle: Wikipedia >>>
Ist es am Judentum nicht geradezu jenes das Positive und Hoffnungsvolle, dass es uns den optimistischen Glauben gibt, der Messias sei doch noch nicht gekommen? Es wäre doch geradezu zum Verzweifeln und Heulen, glauben zu müssen, diese armselige, trostlose Welt und Menschheit seien doch schon vom Messias erlöst und gerettet worden! Die einzige Hoffnung, nach dem Scheitern all der vielen politischen Ideologien und Verheißungen, besteht doch nur noch im Judentum und dessen Messiaserwartung! Vor diesem Hintergrund sind die messianischen Juden ein Oxymoron wie Fischfleisch und gleichfalls zum Verzweifeln!