Kronospan geht’s an den Kragen. Bürgerprotest in Mühlbach/Sebes
Heute fand der zweite Protest der Bewohner Mühlbachs gegen die geplante Erweiterung der Formaldehydanlage des umstrittenen österreichischen Spanplattenherstellers Kronospan statt. Schätzungsweise 2000 Bürger, die sich seit Jahren wegen der auffallend hohen und weiter ansteigenden Krebsrate unter den Bewohnern (darunter auch bei Kindern) ernsthaft um ihre Gesundheit sorgen, gingen erneut auf die Strasse, um dadurch ihrem Unmut Luft zu machen.
Bereits am 11. 01. 2015 protestierten 2000 Mühlbächer gegen Kronospan und die Stadtverwaltung bzw. das Umweltschutzamt des kreises Alba, denen sie Komplizenschaft mit der Firma und Desinteresse gegenüber den Wählern und Steuerzahlern vorwarfen. Es war scheinbar der erste größere Protest in der bisherigen Ortsgeschichte – was umso mehr die Ernsthaftigkeit der Problematik unterstreicht. Wer hat jemals einen Bürgerprotest in einer Kleinstadt in Rumänien gesehen???
Als Antwort auf den ersten Protest kündigte das Umweltministerium eiligst die Aussetzung des Umweltgenehmigungsverfahrens an. Parallel dazu begann Kronospan mit einer Desinformations- und Gerüchtekampagne, um die Protestbewegung in Mühlbach zu schwächen und zu teilen. Wahrscheinlich spekulieren sie darauf, daß das tumbe Volk darauf hereinfällt. Sie werden sich verspekulieren und das ist gut so, denn die Firma gehoert längst geschlossen, wenn man bedenkt, daß sie der Ortsbevölkerung gegen ihren Willen aufgedrängt und in Betrieb genommen wurde. (Ähnlich heftige Proteste gab es 2013 auch gegen ein in Rußland im Bau befindliches Kronospan-Werk…)
PS: Hatte 2009 beim Bau des Kronospan-Werkes in Honigberg/Stupini bei Kronstadt die illegalen Praktiken dieser berüchtigten Firma kennengelernt: Das dortige Werk wurde schon gebaut, waehrend das Umweltgenehmigungsverfahren noch lief, bzw. das Kronstädter Umweltschutzamt hatte eine ganz ofensichtlich illegale Genehmigung ausgestellt, aufgrund derer die Firma ihr Werk bauen ließ.
PS2: Kronospan zerhäckselt in seinen Werken auch illegal geschlagenes Holz, u.a. aus dem Natur2000-Gebiet im Fogarascher-Gebirge. Dieses habe ich 2014 von Forstunternehmern erfahren, die mir gegenüber zugaben, das von ihnen (illegal) geschlagene Holz im Sambata-Tal ginge u.a. an Kronospan (und an Holzindustrie Schweighofer – noch so ein österreichischer Geier der rumänischen Holzmafia-Szene…)
Kronospan-Werk in Mühlbach/Sebes (Foto: www.primanatura.ro)
VIDEO 1: Protest in Mühlbach am 18. 01. 2015
VIDEO 2-4 (Playlist): Interviews und sonstige Aufnahmen zum Thema Kronospan in Honigberg (u.a. mit Stefania Simion von der Kampagne Rettet Rosia Montana). Video 5: Der damalige Umweltminister Borbely macht sich lächerlich, indem er Kronospan einen Umweltpreis verleiht (2011)…