In den Schluchten des Balkan
…gibt es seit einigen Jahren einen Weg nach Valbona, ein Tal in den albanischen Alpen, im aeussersten Norden des Landes, wenige km suedlich von Montenegro. Dieses war vor 10 Jahren fuer den normalen Verkehr kaum zugaenglich, wobei sich mittlerweile diesbezueglich sehr viel getan hat: Die Anfahrt aus dem etwas aermlichen, teilweise armseligen Bergstaedtchen Bajram Curri geschieht auf gut ausgebauten Schotterpisten – und mitten im Nirgendwo beginnt sogar eine (noch) tadellose Teerstrasse, die einen bis zum Zielort, den Weiler Valbona, fuehrt.
Selbiger Ort liegt in knapp 900-1000m Hoehe am gleichnamigen, tuerkisfarbigen Fluss, der sich unbaendig durch die karstige Felslandschaft frisst und daraus millimeterweise atemberaubende Schluchten herausgefraest hat.
In Valbona erwarten einen ausser schneebedeckten Gipfeln ringsum (bis knapp 2700m hoch), verstreut liegende Steinhaeuser in traditioneller Bauweise (steinerne Mauern, steinplattengedecktes Dach), ein Bunker aus der nationalstalinistischen Zeit sowie gastfreundliche Einheimische, die einen gerne in ihren schmucken Pensionen unterbringen, entwickelt sich doch die Region zu einem echten Insidertipp unter Liebhabern exotischer und weitestgehend intakter Natur- und Kulturlandschaften in Europa.
Selbst die GTZ in Tirana hat einen Wanderfuehrer fuer’s Valbona-Tal herausgegeben, was auch als ein sicheres Indiz fuer die besonderen Qualitaeten dieses Gebietes verstanden werden kann.
Hier ein paar Fotos von der Fahrt und vom Aufenthalt dortselbst, vor 2 Tagen…
Gruss aus dem bunten, quirligen Tirana, das auch laengst nicht mehr den negativen Albanien-Klischees entspricht. Es erinnert eher an Bukarest vor etwa 10 Jahren…
Hans
Hund und Herrchen abfahrbereit am Stadtrand von Bajram Curri. ‘Furgons’, also Kleinbusse, sind in laendlichen Gebieten gleichzeitig Lastesel und Passagiertransporter – und obligatorisch von Mercedes, wie ueberhaupt ein auffallend grosser Teil der Fahrzeuge in diesem Land.
Unterwegs Kommunikationsversuche per Reisesprachfuehrer mit einem Vater und seiner Tochter, die zu Anverwandten im Gebirge fahren.
Ausblick im Ort Valbona: Stolze Zweitausender ringsum
Steinhaeuser, Steinfelsen, steinerne Moralvorstellungen. Im Norden gibt es noch Probleme mit der Blutrache, wobei es Initiativen gibt, die den toedlichen Wettkampf um den Erhalt der “Ehre” zu stoppen versuchen .
Kraeutertee und lokales Gebaeck (eine Art albanischer Krapfen) als Empfang bei Catherine, einer New Yorkerin, die sich vor Jahren in diese Gegend verliebt hat und seither hier lebt und eine Pension betreibt.
Im Restaurant “Tradita” (“Tradition”) gibt es Kartoffelsuppe, Yoghurt und ‘urda'(!) Der einzige Ort ausserhalb Rumaeniens, an dem ich diese Kaesesorte entdeckt habe! Und da sage noch einer, Rumaenen und Albaner haetten keine gemeinsame Geschichte!
Valbonas Bergwelt bei Vollmond! Ein ueberirdischer Anblick!
24 Stunden spaeter finden wir uns schon in einer anderen Welt wieder – im trashig-quirlig-balkanmediterranen Tirana.
GTZ ist immer und überall Negativempfehlung …
Der Verein ist mir sattsam bekannt aus allerlei asiatischen Ländern.
Zwar keine Nicht Gewollte Organisation (NGO) im “klassischen Sinne”, aber von der Aufgabenstellung her identisch …
Bezüglich “Mercedes” wäre zu erwähnen, dass die älteren Modelle dieser Automarke relativ robust gebaut und auch leicht und relativ billig zu reparieren sind. Man bevorzugt sie daher in schwierigen Einsatzgebieten, wie z.B. Afrika, Teilen Asiens, aber auch im erwähnten Albanien. Mit den neuen Modellen dieser Marke dürfte sich das nicht mehr so verhalten …
Wie den Zitaten zu entnehmen fleissig Karl May gelesen. Danke fuer die bewegenden Bilder und die anregenden Zeilen. Fortschritt also auch un Albanien, trotz GTZ 😉
Ein Baiergässer-Kutzu unterwegs in fremden Gefilden.Wenn das kein Aufmacher wird.