21 Gründe für den Untergang der Siebenbürger Sachsen. (Teil I: 1-7)
Autor: “Louis FC”
(Die Artikelserie ist mit Buechern zum Sterben bunt bebildert! Am Artikel-Ende koennen FB-Kommentare zu unserem Ende abgegeben werden!)
Prolog
Hundertfünfzig Jahre sind genug. Hundertfünfzig Jahre Koma. Lasst uns die Schläuche ziehen, das „künstlich am Leben erhalten“ ist unchristlich. Das viel herbei geredete, heraufbeschworene „finis saxoniae“, hier ist es. Und dieses sind die Gründe dafür. OK, einmal im Jahr gibt es Aufmärsche am Tag und Gezappele am Abend in Dinkelsbühl und viele Sprüche ohne Inhalt und Form von Reden schwingenden Funktionären und Politikern. Larmoyante Nostalgie und leere Versprechen. Und danach gehst weiter wie bisher. Lasst uns sehen, wie es dazu kam.
1. die Legendenbildung der deutschen Abstammung und damit die Aufgabe der eigenen Identität
Während bis ins 19. Jh. die Siebenbürger Sachsen eine eigene, ganz typische Identität besaßen, die nur lose über den protestantischen Glauben an Deutschland, bzw. die deutschen Länder gebunden war, setzte in der 2. Hälfte des 19. Jh. die Anlehnung an das neu gegründete deutsche Reich verstärkt ein. Deutsch sprach man nur in gehobenen Kreisen in den Städten.
Man sang in der Kirche deutsche Choräle, aber der Pfarrer musste, um verstanden zu werden, sächsisch predigen, im jeweiligen Dialekt des Dorfes. Lehrer und Pfarrer studierten seit der Reformation mehr und mehr an deutschen Universitäten. Es gelang aber erst im 19. Jh. die deutsche Abstammung den Leuten einzureden.
Die so genannte Nösner Germanistenschule unter Prof. Dr. Gustav Kisch hatte über die Sprachforschung Beweise bringen wollen (Unsinn, aber man glaubte ihm, wollte ihm glauben) für die Theorie der deutschen Abstammung. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 gab es nun kein Halten mehr. Das jahrhunderte lange Eingebettetsein in Österreich – Ungarn galt nichts mehr, heim ins Reich hieß nun die Devise.
2. Die Bedingungslose Unterwerfung unter den ungarischen und später unter den großrumänischen Staat
Erstaunlich dann die bedingungslose Unterwerfung nach dem so genannten Ausgleich 1867, die Unterordnung unter die ungarische Herrschaft und deren Magyarisierungspolitik, die ja den Banater Schwaben fast ihre Identität gekostet hatte, glücklicher weise aber den Siebenbürger Sachsen ihre Identität nicht genommen hatte. Vielleicht hatte der protestantische Glauben sie vor der Magyarisierung bewahrt.
Die Reformen Kaiser Josephs des II. hatten ja schon einen gewaltigen Rückschnitt für die Privilegien der Sachsen bedeutet, jetzt war durch den größer werdenden ungarischen Einfluss auch der Rest in Gefahr, zugunsten der ungarischen Adligen und Magnaten. Und es gab Tendenzen, das Privileg der deutschsprachigen Schulen zu kappen, dem kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges entgegengewirkt werden konnte durch den Bau von Gymnasien z. B. in Kronstadt, Bistritz und Mediasch.
Dem genannten Ausgleich folgte ja die Reichsgründung des deutschen Reiches, die nun der willkommene Anlass für die Siebenbürger Sachsen war, sich stärker an Deutschland anzulehnen, zumindest geistig. Es liegt nahe, anzunehmen, dass die Wegnahme von Privilegien den Fortbestand der Gemeischaft in Frage stellte
Mit der Gründung Großrumäniens und vor allem mit der Bodenreform des rumänischen Königs Ferdinand schwanden ein weitere Teil der Privilegien, bzw. ein Teil des Besitzes der Kirche. Auch hier hatte eine bedingungslose Unterwerfung stattgefunden. Mit dieser Bodenreform fiel es der Kirche schwerer und schwerer, die Schulen zu halten, bzw. Lehrer und Pfarrer angemessen zu bezahlen, während das sächsische Bürgertum in den Städten von den neuen Absatzmärkten in Großrumänien profitierte. Ein erster Schritt in die bis dahin nicht vorhandene sächsische Klassengesellschaft und in die ersten Klassenkonflikte. Es bildete sich nun die sächsische Arbeiterklasse heraus. Und es begann die Auswanderung von sächsischen Bauern nach Amerika.
3. Die Gründung eines „Selbsthilfevereins“ durch Fritz Fabritius, Wegbereitung zu einer faschistische siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft und damit totale Unterordnung unter den Nazistaat Deutschland
Der Beginn der Katastrophe, die mit dem 2. Weltkrieg endete, ist in der Gründung der Selbsthilfevereine durch Rittmeister a. D. Fritz Fabritius zu sehen. Ähnliche Ursachen wie bei den deutschen Freicorps, u. a. die so genannte Dolchstosslegende, aber auch der wirtschaftliche Niedergang nach dem 1. Weltkrieg machen es Leuten wie Fabritius leicht, Erfolg zu haben.
Der wirtschaftliche Niedergang hatte mindestens zwei Ursachen: die Bodenreform König Ferdinands und die Weltwirtschaftskrise 1929. Die Bodenreform bedeutet für die evangelische Kirche, die Trägerin der Schulen der Siebenbürger Sachsen war, die Enteignung von Grundbesitz und somit der Wegfall einer bedeutenden Einnahmequelle. Die einzelnen Kirchengemeinden mussten, konnten aber meistens nicht, Eigenmittel für Schulen, Pfarrer und Lehrer aufbringen.
Die Legende, dass durch die Bildung Großrumäniens Impulse für die siebenbürgische Industrie die zu ca. 30% in sächsischer Hand war (bei einem viel geringeren Bevölkerungsanteil), war eben eine Legende, ja, die wirtschaftlich schlechten Verhältnisse führten in der sächsischen Gemeinschaft zum ersten Mal zu einer Klassenbildung: es entstand aus der sächsischen Bauernschaft in den Städten die sächsische Arbeiterklasse, besonders empfänglich für rechte Ideologien. Das sächsische Bürgertum stand dem allerdings nicht nach. Die sächsische Arbeiterklasse sollte dann in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg in Zeiten kommunistischer Zwangsindustrialisierung zu ungeahnter Größe anwachsen.
Aus dieser Gruppe rekrutierte die kommunistische Partei ihre sächsischen Mitglieder. In den Zwischenkriegsjahren startete auch die erste große Auswanderungswelle, damals vornehmlich nach USA. Der Höhepunkt dieser ganzen politischen Entwicklung war dann die totale Unterordnung unter das dritte Reich und die Bildung eines Staates in Staate Rumänien mit Duldung und später mit Billigung der faschistischen rumänischen Staatsregierung und der „Verkauf“ der männlichen sächsischen Jugend als Kanonenfutter in die SS, die meistens freiwillig, gerne sich auf dieses „Abenteuer“ einließ, meistens in völliger Verblendung angesichts der tatsächlichen Kriegslage. Spitzenzahlen in der Rekrutierung gab es dann auch naturgemäß während des Russlandfeldzuges, des Krieges gegen die Sowjetunion.
4. Die suspekte Abwahl von Bischof Glondys und die suspekte Wahl von Bischof Staedel
Der Kampf der bürgerlich-konservativen Kreise, der auch ein Generationenkonflikt war, gipfelte in der evangelischen Kirche dann in dem Kampf um die Eroberung der Position des Bischofs. 1932 war Dr. Glondys, ein gebürtiger Schlesier und ehemaliger Katholik, nach Stationen in Czernowitz und Kronstadt, wo er als Stadtpfarrer gewirkt hatte (eine typische, großrumänische Karriere, wenn man so will, die Gemeinschaft der deutschsprachigen Menschen in Großrumänien war auf 700.000 Personen angewachsen und somit auch die evangelisch-lutherische Glaubensgemeinschaft) zum Bischof gewählt worden, u. a. ein Tribut eben an die evangelisch-lutherischen Christen, die keine Siebenbürger Sachsen waren, sondern Bewohner Bessarabiens, der Bukowina und der Dobrudscha.
Von den siebenbürgisch-sächsischen Nazis in der Kirche 1941 zum Rücktritt gezwungen, wurde er nach dem 23. August 1944, dem Frontwechsel der Rumänen und dem Beginn der kommunistischen Herrschaft noch einmal für kurze Zeit Bischof. Er gab sein Amt erzwungen oder nicht, dann an Bischof Müller ab, den die Kommunisten zum Widerständler (der er NICHT war) hochstilisierten und der bis 1969 das Bischofsamt innehatte. Bischof Müller sollte dann zum Hauptbefürworter des Bleibens der Sachsen werden und trotz andauernden Insistierens seitens der Landsmannschaft der sieb. Sachsen in Deutschland hart blieb. Bischof Müller war ab 1932 Bischofsvikar gewesen, auch zu Zeiten von Staedel, des „Nazibischofs“ von 1941-1944. Der Nachfolger von Müller wurde Albert Klein, der die Amtsgeschäfte bis 1990 führte, ebenfalls ein Befürworter des Bleibens. Staedels Wahl wird heute von Historikern als eine manipulierte Wahl angesehen, wie auch der Rücktritt von Dr. Glondys.
Der Wahl Staedels war ein in der lutherischen Kirchengeschichte Siebenbürgens, aber auch in der politischen Geschichte der Siebenbürger Sachsen beispielloser Kampf zwischen konservativen und zwei verfeindeten Nazigruppierungen vorangegangen, der nur durch den Rückzug von Fabritius auf höhere Anordnung Berlins und des Einsatzes von Berlin aus des stramm rechts stehenden Andreas Schmidt, einem jungen Heißsporn mit exzellenten Beziehungen zu Himmler beendet wurde. Schmidt bestimmte ab dem Moment auch was in der Kirche geschah, wo sich Nazis unter den Pfarrern wie Benesch (nachmaliger Anthroposoph und freikirchlicher Pastor in Deutschland) und Gassner, nachmaliger „Vater“ der Siedlung „Drabenderhöhe“ in Deutschland, hervortaten, aber auch Mitläufer sonder Zahl.
Die spätere Erpressbarkeit durch die Securitate der lutherischen Pfarrherren war somit gegebenen, sofern sie, die Pastoren, geblieben waren. Es wäre endlich an der Zeit, dass die heutige Kirchenführung zu der Rolle der Kirche und der Pastoren in den letzten 80 Jahren Stellung bezieht.
5. Der „Verkauf“ der sächsischen Männer in die SS
Die Rekrutierung der sächsischen Männer in die SS kann als ein trauriger Riesenschritt hin zum Untergang der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen angesehen werden. Aufgrund von Abkommen zwischen Hitler und dem rumänischen Diktator Antonescu, Verbündeter von Hitler bis zum 23,. August 1944, war diese Rekrutierung möglich gewesen und von den Naziführern der Sachsen auch kräftig betrieben, insbesondere während des Angriffkrieges auf die Sowjetunion. Aber schon davor, ja, schon ab 1939 gingen viele junge Siebenbürger Sachsen freiwillig in die SS, wurden damit für den rumänischen Staat fahnenflüchtig und als SS – Mitglieder deutsche Staatsbürger.
Nach dem Nichtangriffspakt Hitler-Stalin hatte Stalin unter anderem Teile Großrumäniens annektiert und nun, nachdem Hitler die Sowjetunion angriff, lockte Hitler Antonescu in den Krieg mit dem Versprechen, Teile der Bukowina und Bessarabiens, die von Stalin „geraubten“ Teile Großrumäniens, zurück erobern zu können. Antonescu folgte Hitler und mit ihm die rumänischen Truppen bis zum Desaster in Stalingrad. In diese Zeit fällt auch der Ausverkauf des rumänischen Erdöls (viele Millionen Tonnen) an das deutsche Reich. Hitler wollte das Öl und deshalb Ruhe im Land Rumänien.
Der Abzug nicht nur von Fabritius, sondern von Teilen der Legionäre, der rumänischen, extrem rabiaten Faschisten nach Deutschland war eine Folge dieser Hitlerpolitik. Was weniger bekannt sein dürfte ist die Tatsache, dass diese Legionäre unbehelligt in auch der Bundesrepublik nicht nur lebten, sondern ihre rechtsgerichteten Publikationen veröffentlichen konnten. Ob es im Nachkriegsdeutschland Kontakte der von den siebenbürgisch-sächsischen, nach Deutschland geflüchteten Nazis gegründeten Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und diesen Legionärsgruppen gegeben haben mag, ist zu untersuchen.
Tatsache ist, dass es kurz nach dem Krieg gemischte „konterrevolutionäre“ Gruppen aus Legionären und Sachsen gegeben hat, die nach dem 23. August 1944 hinter die Front geschickt wurden (sie sprangen mit Fallschirmen ab) und einen Kern der sogenannten Partisanen in den Karpaten bildeten. Einige Sachsen aus diesen Gruppen lebten eine Weile danach unbehelligt in Siebenbürgen (sie waren mit Devisen, Gold und Waffen ausgestattet) und wurden dann meistens nach 1947 vor allem, nach Russland verschleppt. Objektiv darüber zu berichten ist schwer, weil dieses Thema per se legendenlastig ist.
Mit der Rekrutierung in die SS wurden die „braven“ siebenbürgischen Bauern- und Bürgersöhne deutsche Staatsbürger und meistens nach Kriegsgefangenschaft nach Deutschland entlassen (einige sogar in die DDR), sofern sie logischerweise den Krieg und die Gefangenschaft überlebte hatten; Zehntausende von ihnen hatten das nicht.
Es begann die Zeit der sogenannten „Familienzusammenführung“, die zunächst von den rumänisch-kommunistischen Behörden behindert wurde (z. B. mit einem Dekret aus den 50-er Jahren, das eine Rückwanderung der „Väter“ aus Deutschland ermöglichen sollte – wenige folgten diesem Aufruf). Jedenfalls war die zahlenmäßige Schwächung der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen erfolgt, eine unmittelbare Kriegsfolge also und der Auswanderungsvirus eingepflanzt worden. Später sollte dann Ceausescu in beispielloser Art durch den „Verkauf“ der Sachsen an die Bundesrepublik eine ethnische Säuberung herbeiführen (in gleicher Weise förderte er auch die Auswanderung der Juden aus Rumänien), gekoppelt mit dem Dekret, dass die rumänischen Frauen zu Geburtsmaschinen machte.
Die Vielfarbigkeit Großrumäniens, in dem ca. 30% anderssprachige Minderheiten lebten, war kaum noch vorhanden, wenn es die dickköpfigen siebenbürgischen Ungarn nicht gegebene hätte und die Zigeuner, die man nicht und niemandem verkaufen konnte und die heute nicht nur den Rumänen Kopfzerbrechen machen.
6. Der durch deutsche und sächsische Nazis erzwungene Exodus von Teilen der sächsischen Gemeinschaft 1944, vorrangig aus Nordsiebenbürgen
Ein wahrhafter Exodus setzte ein in dem Moment, wo sich die siegreichen Sowjettruppen Siebenbürgen näherten. Nordsiebenbürgen, nach dem Wiener Schiedsspruch zu Ungarn gehörend, wurde von der sächsischen Bevölkerung unter dem Zwang der deutschen Truppen (einer der SS – Befehlshaber war der aus Birthälm stammende General Phleps, von den Befürwortern der Aussiedlung heute noch als Volksheld gefeiert) und der tätigen Mithilfe der eigenen, selbsternannten sächsischen Volksführer (unter ihnen der schon genannte, damalige Pastor Gassner und anderer Kirchenvertreter – Generaldechant Dr. Molitoris, Pfarrer Karl Kurt Klein – der nachmalige Uniprofessor aus Innsbruck und herausragende Germanist und Historiker, der von seinem ehemaligen Beruf als Pfarrer einem Brief später mal behauptete, er sei teuflisch – und der schon erwähnte Pfarrer Benesch) gesäubert, eine „Vertreibung“ durch die eigenen Volksvertreter.
Eine beispiellose Flucht setzte ein, die erst in Österreich Halt machte, gewünscht, ungewünscht durch die sächsischer Bevölkerung, von einigen Widerständen abgesehen, eine Flucht, die zunächst in Westösterreich endete. Später sollte es sowohl Rückwanderungen geben, wie auch, unter dem Druck der russischen Besatzung, Weiterwanderung ins deutsche Ruhrgebiet. Diese Rückwanderer wanderten dann zum zweiten Mal beginnend mit den 70-er Jahren aus. Die sogenannte Vertreibung hat vor allem denen genutzt, die sie angeführt hatten. Der freie Bauer aus Nordsiebenbürgen wurde zum Bergarbeiter im Ruhrgebiet. Die ehemaligen Nazis blieben in Deutschland weitestgehend unbehelligt.
7. Enteignung [unmittelbar] nach 1944
Es ist, muss an dieser Stelle mal gesagt werden, müßig und wird heute auch von der öffentlichen Meinung zu Recht für abstrus gehalten, einseitige Schuldzuweisungen bzgl. der Verbrechen, vor während und nach dem 2 Weltkrieg zu machen. Tatsache ist jedoch, dass es einiges Ungeklärtes in den sächsisch-rumänischen Beziehungen in dieser Hinsicht noch zu klären ist. Und dabei damit anzufangen, zu fragen, wo Opferrolle aufhört und Täterschaft beginnt ist mit Sicherheit der falsche Weg. Die sächsische, ja die deutschsprachige Bevölkerung im Großrumänien der 30-er Jahre war in einem kaum irgend wo anders bekannten Maße umfänglich Teil der nationalsozialistischen Bewegung und somit eher Täter, nun ja, vielleicht auch Mitläufer. Aber wer will da die Grenze ziehen zwischen Täter und Mitläufer.
Das alles und wenn wir das sagen, dann meinen wir das nicht „strafmildernd“ kann man erklären: die relativ geringe Größe der Volksgruppe, die relative Unwissenheit, Ahnungslosigkeit und Uniformiertheit der Menschen etwas abseits weit weg vom „Schuss“ im Osten lebend. Und dann das Heil für die Erhaltung des „Volkscharakters“ vor der drohenden Vereinnahmung eines nationalistisch sich gebenden rumänischen Staates suchend. Heute klingt das absurd: aber haben die sächsischen Nazigrößen tatsächlich an den Aberwitz vom großdeutschen Reich vom Atlantik bis zum Ural geglaubt?
Und nie daran gedacht oder womöglich sogar in Kauf genommen, dass das auch in so einem Fall das Aus der sächsischen Gemeinschaft bedeutet hätte, u. a. durch eine Zwangsumsiedlung durch die Nazis selber, von uns aus zum Ural? Es ist doch bezeichnend, das zu jener Zeit solche Umsiedlungsmaßnahmen geplant wurden und dass sogar von der rumänischen Regierung kurz nach dem Krieg zusammen mit der sowjetischen, die kurz über eine Umsiedlung aller Sachsen, vermutlich nach Kasachstan, nachdachten? Und wer wird jemals die tatsächlichen Umsiedlungsmaßnahmen der Nazis aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches oder der Bukowina-, Bessarabien- und der Dobrudschadeutschen vergessen?
Mit zunehmendem Einfluss der Kommunisten und vor allem der Sowjets in der rumänischen Politik begann aber der Racheakt vornehmlich an der deutschen Bevölkerung, aber nicht nur. Hier ist nicht der Platz und der Anlass über die Unrechtmäßigkeiten, verübt an der rumänischen Bevölkerung zu sprechen, politische Haft und Enteignung hatten ein Vielfaches Maß dessen, was der deutschen Bevölkerung angetan wurde. Das subjektive Empfinden der deutschsprachigen Bevölkerung rührte aber daher, dass diese Maßnahmen, anders als bei der rumänischen Bevölkerung die gesamte deutschsprachige Bevölkerung betraf und dass die Enteignung radikaler war. Natürlich rührte sich da zum ersten Mal der nationalistische Charakter des rumänischen Kommunismus, auch wenn die Sowjets dafür sorgten, dass Ungarn, Ukrainer, Russen und Juden ein gewichtiges Wort in den kommunistischen Reihen mitzureden hatten, ja, dass im Falle des neuen Geheimdienstes dieser komplett unter Sowjetherrschaft stand.
Die Nationalisten unter den rumänischen Kommunisten sorgten aber dafür, dass sich die rumänische Bauern- und Arbeiterschaft nicht geschlossen gegen sie stellte, auch wenn die späteren Zwangsmaßnahmen in der Landwirtschaft vor allem viele, auch rumänische Bauern gegen die Kommunisten aufbrachte. Das war aber später. Zunächst musste die zahlenmäßig sehr kleine rum. Kommunistische Partei sehen, Mitglieder zu bekommen und so wuchs sie sehr schnell von ca. 1.000 Mitgliedern zu einer Millionenpartei, vornehmlich aus Arbeitern bestehend.
Die Enteignung der „Deutschen“ wirkte sich da auch positiv aus, wie auch die Enteignung allerdings der vornehmlich rumänischen Gro0ßgrundbesitzer und der orthodoxen rum. Kirche, die alleine 30 % des Landbesitzes in ganz Rumänien besessen hatte. Enteignet wurde aber vor allem auch der Industriebesitz der deutschsprachigen Minderheit, der erheblich gewesen war. Einige Schlaumeier unter den Sachsen verkauften aber noch vor der großen „Nationalisierungswelle“ ihren Besitz und verschwanden im Westen. Das war vor 1947.
Wie aus heute zugänglichen Dokumenten ersichtlich ist, wurden diese Enteignungsmaßnahmen die gegen alle Sachsen gerichtet waren von allen damals in der Regierung vertretenen Parteien, damals auch noch den bürgerlichen gutgeheißen. Wohl auch die sogenannte Deportierung der Sachsen in die UdSSR.
Fortsetzung des ‘Untergangs’ folgt
Eine schonungslose Darstellung des fremdverursachten und mitverschuldeten Untergangs der Siebenbürger Sachsen und ihres unaufhaltsamen, wiewohl lange anhaltenden Abschieds aus der Geschichte Siebenbürgens!
Allein: Durch einen solchen Zeitraffer betrachtet, wirkt Geschichte stets zielgerichtet und fast wie eine schicksalhafte Absicht übergeordneter Kräfte.
Der mit Sicherheit schwierigste Abschnitt einer solchen Betrachtung, ist der Dreh- und Angelpunkt des vielleicht ausweglosen Verschuldens (mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen …) während der fünf Jahre nationalsozialistischer Verbrüderung. Die bedachtsam und dennoch apodiktisch formulierte Passage in obigem Artikel, lautet:
„Die sächsische, ja die deutschsprachige Bevölkerung im Großrumänien der 30-er Jahre war in einem kaum irgend wo anders bekannten Maße umfänglich Teil der nationalsozialistischen Bewegung und somit eher Täter, nun ja, vielleicht auch Mitläufer. Aber wer will da die Grenze ziehen zwischen Täter und Mitläufer.“
Wann setzte der Ungeist der 30-Jahre in Siebenbürgen ein? War nicht der mussolinische Operetten-Nationalismus zuerst auf fruchtbaren Boden bei den Rumänen gestoßen? An wem genau wurde das rumäniendeutsche „Tätervolk“ („Töter-Volk“?) zum Täter, dergestalt, dass es nur als folgerichtig zu werten wäre, wenn ihm später dasselbe angetan worden ist?
Ich stelle diese Fragen nicht, um die Siebenbürger Sachsen von einer Schuld oder einem „Sündenfall“ loszusprechen, sondern, weil es nur fair ist, einem Täter ganz konkrete Verbrechen zuzuordnen. Und, da es ja weiß Gott nicht nur ein Täter war, so wäre auch dieser „umfängliche Teil“ des siebenbürgisch-sächsischen Volkes genauer zu benennen.
Wenn wir aber von Gräueln sprechen, die explizit die Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen oder in Nachbarstaaten angerichtet hätten, so ist davon nichts überliefert. Dass die rumänische Armee jenseits der Pruth „ethnische Säuberungen“ in gigantischem Umfang begangen hatte, ist bekannt. Auch soll es während des Nationalsozialismus in Siebenbürgen organisierte, pogromhafte Übergriffe von Ungarn auf Rumänen gegeben haben.
Für eine direkte Rache, die auf natürliche Weise zu erklären wäre, und in der Zwangsdeportation und der Enteignung der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben bestand, erkenne ich keinen Grund. Dass die allgemeine Verfolgung von Deutschen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg leicht und ohne Widerstand durchgeführt werden konnte, war wohl der Hauptgrund für die an ihnen begangenen Verbrechen. Das wird umso deutlicher, wenn man sich die Enteignungen der frühen 50-er Jahre (besonders grausam im Burzenland) und die Baraggan-Verschleppung der Banater Schwaben vergegenwärtigt. Es ist kaum zu vermuten, dass die ehemaligen Opfer, der rumäniendeutschen „Täter“ erst sechs Jahre nach dem Krieg den Mut fanden, es den „Nazis“ heimzuzahlen …