100 Jahre Attentat von Sarajevo: Vidovdan reloaded
EN: ‘Vidovdan’ on the 28th of June is a symbolic day in Serbian history. Not only did Gavrilo Princip kill in 1914 the Austro-Hungarian Throne-Heir, but the major events of1389 (Kosovo Polje), 1989 (Kosovo Polje speech by Milosevic), 2001 (Milosevic delivered to the Hague Tribunal) all occured on June 28. Meanwhile, from the distance of time trustworthy historians and journalists say without hesitating too much that the peace treaties after WWI. were unjust. How to deal with this “new” official(?) truth?
RO: 28 iunie este ziua care a marcat in istoria Serbiei, de-a lungul a peste 6 secole, schimbari majore: atentatul de la Sarajevo, in 1914, batalia de la Kosovo polje, in 1389, discursul nationalist al lui Milosevici in acelasi loc, in 1989 samd. La 100 de ani dupa evenimentele din capitala Bosniei care au dus la declansarea primului Razboi mondial si la marile retrasari de granite in Europa ce i-au urmat, istorici si jurnalisti cu reputatie incep sa puna sub semnul intrebarii justetea si echitatea tratatelor de pace din 1919/1920. Cum trebuie gestionate aceste “noi” adevaruri cuasi-oficiale?
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Ein Tag, vier historische Ereignisse fuer Serbien (und nicht nur)…
Gemeinplatz fuer Serben und Balkanexperten, Exotikum fuer Aussenstehende: Der ‘Vidovdan‘ – Veitstag – am 28. Juni ist DER serbische Schicksalstag ueberhaupt. Nicht nur wurde vor 100 Jahren an diesem Tag der oesterreichische Thronfolger Franz-Ferdinand in einem alptraum- bis stuemperhaften Mehrfach-Attentat mit Ach und Krach ermordet, sondern am gleichen Tag fand anno 1389 die (verlorene) Schlacht gegen die Osmanen auf dem (mittlerweile ebenfalls verlorenen) Amselfeld/Kosovo polje statt. Nicht zu sprechen von Ereignissen juengeren historischen Datums, die ebenfalls auf diesen Tag gelegt wurden, um durch seine Symbolkraft quasi-hypnotisierend und dadurch massenmobilisierend zu wirken (Milosevics Aufstieg und Fall stand ebenfalls im Zeichen des Heiligen Vid.).
Was noch auffaellt im Umfeld des bevorstehenden 28. 06. 2014: Diverse Nationen und ihre Anfuehrer, ebenso wie Historiker (in Mitteleuropa) und solche, die sich (in Serbien) dafuer halten, bemuehen diesen Tag um entweder der Wahrheit nachzuforschen (und dadurch der Aussoehnung zuzuarbeiten) – oder um ihre national-mythologische Agenda zu verfolgen. Die 100 vergangenen Jahre seit den Schuessen auf den Thronfolger daempfen jedoch sowohl die schrillen Toene mancher Serben als auch die Nostalgie der weinerlichen (Gross)Ungarn. Die zeitliche Distanz zum Ereignis wiederum erlaubt einen ziemlich ideologiefreien bis selbstkritischen Blick auf WK I und auf dessen Folgen.
So zum Beispiel liesst man heute bereits aus der Feder von kritischen Journalisten wie Keno Verseck und von glaubwuerdigen und nationalismusfernen ungarischen Historikern wie Krisztian Ungvary, was bis vor Kurzem als revisionistische Schandtat galt: “Trianon war zweifellos der ungerechteste Friedenschluss nach dem Ersten Weltkrieg (…)”. LINK >>> Warum das so ist, muesste nochmal im Detail aufgelistet werden – das angewandte Prinzip bei den Grenzziehungen (v.a. seitens Frankreichs) war aber das Gleiche wie beim Versailler Vertrag von 1919: In bester Kolonialherrenmanier die Landesgrenzen so ziehen, dass die aufstrebenden Wirtschaftsmaechte Deutschland und Oesterreich-Ungarn durch die Amputation von Infrastruktur (z.B. Eisenbahnlinien) und Rohstoffliefergebieten langfristig strukturell geschaedigt werden – auf das die damals noch kolonialen Siegermaechte weiterhin wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile und militaerische Uebermacht geniessen.
Dass ‘Versailles’ (Trianon, Neuilly usw.) zwangslaeufig in die spaetere Weltwirtschaftskrise von 1929 und in den rabiaten Nationalismus/Faschismus/Nationalsozialismus samt WK II. muenden mussten, sah um 1919 schon einer der wenigen nuechternen und vernuenftigen Teilnehmer der Friedenskonferenz von seiten der Siegermaechte voraus: der mittlerweile als Wirtschaftsguru angesehene John Maynard Keynes. LINK >>>
Heuer begehen wir 100 Jahre Kriegsausbruch. Naechstes Jahr haetten wir Anlass, den “tanzenden” Wiener Kongress von 1815 zu feiern. Was waren das noch fuer feine Zeiten vor 200 Jahren, als Sieger und Verlierer gemeinsam an einem Tisch die Landkarten neu zeichneten – und was fuer ein Verfall politisch-diplomatischer Sitten 100+ Jahre spaeter, als man die quasi-besiegten Mittelmaechte an den Gruenen Tisch gar nicht erst heranliess, sondern ihnen fertige Vertraege unter die Nase und Feder hielt – nach dem Motto: Unterschreib oder stirb!
Sie unterschrieben – und 21 Jahre spaeter starb man wieder massenhaft…